Polizist nach BVB-Anschlag traumatisiert

Nach der Bombenattacke auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ist ein Polizeibeamter dienstunfähig.

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Dortmund. Erst gab es einen Knall, dann kamen die Ängste: Der Bombenanschlag auf die Fußball-Bundesligamannschaft von Borussia Dortmund hat für einen Motorradpolizisten noch immer gravierende Folgen. Der 60-Jährige hatte durch die insgesamt drei Explosionen ein Knalltrauma erlitten und ist inzwischen dienstunfähig geschrieben worden. „Ich habe gemerkt, es geht nicht mehr“, sagte der Beamte gestern vor dem Dortmunder Schwurgericht.

Der Motorradpolizist war vor dem Champions-League-Spiel gegen den AS Monaco von seiner Dienststelle dazu eingeteilt worden, das Team von Borussia Dortmund vom Mannschaftshotel „L’Arrivée“ zum Stadion zu eskortieren. „Kurz nach der Abfahrt hat es einen dann wahnsinnigen Knall gegeben“, sagte der 60-Jährige den Richtern. „Ich habe erst gedacht, es wurde geschossen.“

Alle Versuche, später wieder als Motorradpolizist zu arbeiten, seien fehlgeschlagen. Sein letzter Einsatz sei im vergangenen November gewesen. Damals habe er vor dem Champions-League-Spiel gegen Tottenham Hotspur aus der englischen Premier League den Bus der Gästemannschaft eskortiert. Danach sei er dann als dienstunfähig eingestuft worden.

Sergej W., der in Russland geborene Angeklagte mit deutschem Pass, hat sich im Prozess bei dem Motorradpolizisten entschuldigt. Seine Verteidiger haben dem Beamten im Namen des 28-Jährigen außerdem 2000 Euro Schmerzensgeld angeboten. Die Entschuldigung hat der Polizist angenommen, das Geld nicht.

Der Splitterbomben-Anschlag ist auch an einer Anwohnerin des Hotels nichts spurlos verüber gegangen. Sie hatte ihr Wohnzimmer gerade verlassen, als Metallstifte ihre Fensterscheibe durchschlugen. „Wenn ich im Wohnzimmer geblieben wäre, hätte es mich sicherlich erwischt“, sagte die 55-Jährige den Richtern. „Ich habe danach nur geweint.“

Der Busfahrer von Borussia Dortmund hat die Szenen aus April ebenfalls nicht komplett verdrängen können. Wenn er mit der Mannschaft an Hecken oder Müllsäcken vorbeifahre, habe er noch immer ein komisches Gefühl, erklärte der 47-Jährige den Richtern. Und auch am Mannschaftshotel sei nicht mehr alles wie früher. „Ich bin froh, wenn ich dort die ersten zehn Meter geschafft habe.“ Genau dort war es am 11. April 2017 zu dem Anschlag gekommen.

Sergej W. hat bereits gestanden, die Bomben gebaut, in einer Hecke platziert und gezündet zu haben. Eine Tötungsabsicht bestritt er jedoch. Nach eigenen Angaben habe er auf einen Kurssturz der BVB-Aktie spekuliert, von dem er durch zuvor getätigte Börsengeschäfte selbst profitiert hätte. Die Anklage lautet auf 28-fachen Mordversuch. lnw