Essener Tafel: SPD-Sozialpolitiker will Thema auf die politische Tagesordnung setzen

Düsseldorf. Wenn sich der Solinger Landtagsabgeordnete Josef Neumann zur Debatte um die Essener Tafel äußert, dann nicht nur als sozialpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion.

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Der 57-Jährige kam als Elfjähriger aus Polen nach Deutschland und erinnert sich noch gut, wie schwer es war, Fuß zu fassen. Seine Haltung zum Tafelstreit: „Man sollte vorsichtig sein mit Empörungsvorwürfen an Leute, die sich engagieren.“

Als Reaktion auf den Streit um die Essener Entscheidung, neue Bezugskarten vorerst nur an Deutsche auszugeben, hat Neumann die Landesregierung für den nächsten Sozialausschuss um einen schriftlichen Bericht zur Tafelbewegung in NRW gebeten. Der Bericht soll über Trägerschaften, Finanzierung und mögliche ähnliche Problemlagen wie in Essen informieren. Er wolle der Thema auf die politische Tagesordnung setzen, damit es nicht bei jedem Fall wieder einen Empörungsaufschrei gebe, begründet Neumann seinen Vorstoß.

Die umstrittene Entscheidung des Essener Tafelvorstands hält er für ein „regional begrenztes Problem, das man nicht zum Maßstab machen sollte“. Er selbst sei über die Entscheidung nicht empört, weil sie ein Ausdruck von Hilflosigkeit sei. „Aber ich halte es für falsch, Bedürftigkeit nach Nationalität zu beurteilen.“

Das Problem mit dem verstärkten Andrang und nicht immer angemessenen Verhalten junger ausländischer Männer ließe sich nach Einschätzung des früheren Gewerkschaftsekretärs und Geschäftsführers einer Behindertenwerkstatt organisatorisch lösen, beispielsweise durch eine in vielen Städten schon erfolgreich praktizierte Kooperation zwischen Jobcenter und Tafel. So könnten zur Aufsicht bei der Lebensmittelausgabe Jobs für Benachteiligte entstehen.

In Essen habe die Kommune das Problem nicht rechtzeitig erkannt. Bei einer Kommunalverwaltung gebe es auch die Verpflichtung, sich aktiv nach den Schwierigkeiten vor Ort zu erkundigen und nicht zu warten, bis diese vorgetragen würden.