Porträt: Vivienne Westwood - Von der Rebellin zur Designerin
Am Freitag feiert Vivienne Westwood ihren 70. Geburtstag. Sie gilt als Erfinderin der Punk-Mode — mit schriller Frisur.
London. Was verbindet Vivienne Westwood mit der Queen? Derselbe Modegeschmack dürfte es wohl kaum sein. Dennoch sind die britische Monarchie und die gern als Königin des Punks bezeichnete Modedesignerin eng verbunden. Ihre ganze Karriere lang begleitete sie das Königliche.
Auch im Jahr ihres 70. Geburtstages, den Westwood am Freitag feiert, ist ihre Herbst/Winter-Kollektion wieder vom Royalen inspiriert. Bei der Londoner Modewoche im Februar schickte sie ihre Models mit Kronen über den Laufsteg. Gleichzeitig bekamen sie verschmierten Lippenstift und Wuschelhaare verpasst.
Ambivalenz ist bei Westwood immer inklusive, und nichts zeigt das so sehr wie ihr Blick auf britische Traditionen. Sie steht als absolutes Sinnbild für das „typisch Britische“ — und hat andererseits so gar nichts mit alten Socken zu tun. Sie hat ihr eigenes Karomuster patentiert, von Königsroben inspirierte Prachtkleider verschafften ihr den Durchbruch — andererseits wird ihr als Erfinderin der Punk-Mode gehuldigt. Kein Wort dürfte so oft zusammen mit ihrem Namen fallen wie die sprichwörtliche englische Exzentrik. Ein bisschen ausgefallen war die Tochter eines Baumwollspinners und Kolonialwarenhändlers aus der englischen Grafschaft Derbyshire schon immer.
Schriftstellerin wollte sie werden, entschloss sich dann aber für eine Ausbildung zur Grundschullehrerin.
Doch das brave Dasein war nichts für sie. Mit 21 Jahren heiratete sie den Tänzer Derek Westwood. Dann lernte sie den Kunststudenten Malcolm McLaren kennen, Gründer und Manager der Punk-Band Sex Pistols, und verlor ihr Herz. Zusammen mit McLaren eröffnete sie 1970 auf der Londoner King’s Road ihre erste Boutique. Schnell entwickelte sich der Laden zum absoluten Trendmacher. Der Name wechselte so häufig wie die Mode: „Let it rock“, „Too fast to live, too young to die“, „Sex“, „Seditionaries“ (Aufwiegler) und schließlich „World’s end“.
Westwood schuf Sado-Maso-Monturen für die Musiker der Sex Pistols und auch nach der Trennung von McLaren blieb sie ihrer rebellischen Kreativität treu.
Anfang der 1990er Jahre legte Westwood auch als Geschäftsfrau richtig los. Mittlerweile gehört sie zu den ganz Großen der Branche. Die Queen lässt sich zwar nicht modisch von Westwood inspirieren, hält ihr Werk aber in Ehren. 1992 wurde Westwood der Verdienstorden „Order of the British Empire“ verliehen.
Hof-Modeschöpferin der Royals wird sie wohl trotzdem niemals werden. Sie sei es jedenfalls nicht, die das Brautkleid für die künftige Prinzessin Kate Middleton entwerfe, sagte Westwood selbst. Um Kleider von ihr zu tragen, müsse Kate erst noch an ihrem Stil arbeiten.