Prozess um Internet-Abzocke unterbrochen
Hamburg (dpa) - Acht Betrüger sollen knapp 70 000 Internet-Nutzer zwischen 2007 und 2010 um mehr als 5,3 Millionen Euro gebracht haben. Für die Abzocke im großen Stil müssen sich seit Montag sieben Männer und eine Frau vor dem Hamburger Landgericht verantworten.
Doch die Verhandlung musste gleich zu Beginn auf Mittwoch verschoben werden: Ein 33 Jahre alter Angeklagter erschien nicht vor Gericht. Ihn habe die Ladung nicht erreicht, weil er gerade auf Norderney arbeite und seine Post dorthin nicht weitergeleitet werde, ließ der Angeklagte über seinen Anwalt erklären.
Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem banden- und gewerbsmäßigen Betrug vor. Mit Scheinfirmen betrieben sie demnach Download-Portale im Internet. Sie sollen mehrere hunderttausend Menschen, die auf der Suche nach eigentlich kostenloser Software waren, auf ihre trickreich gestalteten Internetangebote gelenkt haben. „Hierzu nutzten sie ausgefeilte Techniken, um die Geschädigten, die nach einer kostenlosen Downloadmöglichkeit etwa für das Programm "Adobe Reader" suchten, auf von ihnen zuvor präparierte Webseiten zu leiten“, erklärte Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers.
Nach der Registrierung bekamen die Nutzer, die aus Deutschland, Österreich und der Schweiz kamen, per E-Mail eine Bestätigung für einen zwölfmonatigen Abo-Vertrag zugeschickt. Rund 60 Euro sollten sie dafür bezahlen. In der Mail wurde wiederum auf eine Webseite verlinkt, auf der sich die Kunden angeblich angemeldet hatten, und auf der die Kosten tatsächlich standen. Wenn die Nutzer nicht zahlten, sollen die Angeklagten über einen Hamburger Rechtsanwalt sogar Mahnschreiben an ihre Betrugs-Opfer geschickt haben. Ein 31 Jahre alter Angeklagter räumte die Taten im Vorfeld bereits ein. Bis auf einen 28-Jährigen, der als Kopf der Bande gilt und in Untersuchungshaft sitzt, sind die Angeklagten auf freiem Fuß. Für den Prozess vor dem Hamburger Landgericht wurden zunächst Termine bis Ende Januar 2012 angesetzt.
Abofallen im Internet sind aus Sicht von Verbraucherschützern ein Dauerproblem. „Die Fallen lauern hinter den verschiedensten Themen“, sagte Jutta Gurkmann vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in Berlin. „Die Bandbreite reicht von Kochrezepten über Mode-Outlets bis hin zu Routenplanern.“ Daher seien auch nicht nur alte Menschen oder Kinder von dem Problem betroffen, sondern alle Bevölkerungsschichten und Bildungsstufen. Eine genaue Zahl der Fälle sei allerdings nur schwer zu ermitteln. Die Verbraucherschützer hoffen auf neue gesetzliche Regelungen.
Die Bundesregierung hatte im August einen Gesetzentwurf beschlossen, der Internet-Anbieter verpflichtet, ihre Nutzer mit einem deutlichen Hinweis über den genauen Preis zu informieren. Erst nach einem Mausklick auf eine entsprechende Schaltfläche („Button“) mit der Bestätigung der Zahlungsinformation gehen die Verbraucher eine Zahlungsverpflichtung ein.