Prozess: Zeugen belasten Jackson-Arzt Murray schwer

Alles deutet auf Schuldspruch für Michael Jacksons Leibarzt hin.

Los Angeles. Für Conrad Murray, den Leibarzt der verstorbenen Popikone Michael Jackson, zieht sich die Schlinge immer weiter zu. Knapp drei Wochen nach dem Beginn des Strafprozesses gegen den Kardiologen, dem grob fahrlässige Tötung vorgeworfen wird, deutet nach Ansicht von Rechtsexperten alles auf einen Schuldspruch hin.

Nun blasen Murrays Verteidiger zum Gegenangriff. Sie behaupten, der Sänger habe sich selbst eine tödliche Dosis des Betäubungsmittels Propofol gespritzt. Nach einem fulminanten Auftakt in dem spektakulären Hollywood-Prozess ging es Schlag auf Schlag. Gleich am ersten Tag schockierten die Staatsanwälte die zwölf Geschworenen mit der Tonbandaufzeichnung eines schläfrigen, unter Narkosemitteln stehenden Jacko, der kaum verständliche Worte über seine Welttournee stammelte.

Zwischenzeitlich hat Staatsanwalt David Walgren mehr als 30 Belastungszeugen gerufen, darunter Freunde und Angestellte des Superstars, Fachärzte und selbst Freundinnen des Angeklagten. Sie zeichnen übereinstimmend das Bild eines auf Geld und Ruhm bedachten Mannes, der sich an seinem weltberühmten Patienten eine goldene Nase verdienen wollte, seine Pflichten als Arzt aber grob vernachlässigte.

Eine von Murrays Freundinnen, die Kellnerin Sade Anding, sagte aus, dass, während Jackson im Sterben lag, der 58-jährige Arzt mit ihr telefoniert habe, anstatt sich um den Sänger zu kümmern, dem er kurz zuvor eine weitere Dosis Propofol verabreicht hatte.

Schwerer als die zahlreichen Zeugenaussagen könnten aus der Sicht der Geschworenen die Tonbandaufzeichnungen sowie Fotos des Leichnams wiegen. Unter anderem hörten die Jurymitglieder einen leiernden Jacko, der über seine verlorene Kindheit sprach. Auch sahen sie Bilder des kreidebleichen „King of Pop“ auf dessen Totenbett.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft hat Murray dem Sänger eine Überdosis Propofol gegeben, anschließend das Schlafzimmer verlassen, sei nach seiner Rückkehr in Panik geraten und habe nach einem verpatzten Wiederbelebungsversuch viel zu lange gewartet, bis er den Notruf alarmierte. „Das ist der Inbegriff der groben Fahrlässigkeit“, sagte Walgren.

Die Behauptung von Murrays Verteidiger J. Michael Flanagan, der Superstar habe in Murrays Abwesenheit das Medikament selbst genommen, weisen die Staatsanwälte zurück. Weder habe die Zeit gereicht, noch habe der kranke Jackson die Kraft gehabt, das Betäubungsmittel in die Kanüle in seinem Bein einzuführen, behaupten sie. Bis Ende Oktober soll der Prozess abgeschlossen sein. Im Falle eines Schuldspruchs droht Conrad Murray eine Freiheitsstrafe von bis zu vier Jahren.