Prozessbeginn in Dortmund: Drei Kinder erstochen - Angeklagte schweigt eisern
Weil ihr die drei Kinder ihres Lebensgefährten im Weg waren, soll eine 29-jährige Frau in Dortmund zur Mörderin geworden sein. Laut Anklage erstach sie die zwei Jungen und ein Mädchen im Schlaf. Zum Prozessauftakt zeigte sie keine Regung und schwieg.
Dortmund (dpa) - Die langen, dunklen Haare unter einer Kapuze verborgen, das Gesicht hinter einem roten Aktendeckel versteckt: Zum Prozessauftakt vor dem Dortmunder Schwurgericht wich die mutmaßliche Kindermörderin am Freitag allen Blicken aus. Im August soll die 29-Jährige die beiden Söhne und eine Tochter ihres Lebensgefährten getötet haben. Angeblich war es ihr sehnlichster Wunsch, mit dem Mann eine eigene Familie zu gründen.
Staatsanwältin Barbara Cuntze hat die schlimmen Vorwürfe in nur wenigen Sätzen zusammengefasst. Die Worte beschreiben ein brutales Verbrechen und eine unfassbare Tragödie. Am frühen Morgen des 3. August 2012, als die Kinder längst schliefen, soll die 29-Jährige mit mehreren Messern an die Betten herangetreten sein. „Gezielt und mit großer Wucht“, so die Staatsanwältin, habe die Frau dann rund 50 Mal zugestochen und anschließend die Bettdecken angezündet, um die Spuren zu verwischen. Dann sei sie aus der Wohnung geflüchtet.
Als die von Nachbarn alarmierten Feuerwehrmänner die Flammen löschten, machten sie die grausige Entdeckung. Für einen vierjährigen Jungen und seine zwölf Jahre alte Schwester kam jede Hilfe zu spät. Ein zehnjähriger Junge wurde zwar noch ins Krankenhaus gebracht. Doch die Ärzte konnten ihm nicht mehr helfen.
Der 41-jährige türkische Vater der Kinder ließ es sich am Freitag nicht nehmen, selbst ins Gericht zu kommen. Als die aus Bulgarien stammende Angeklagte ihre Kapuze und den Aktendeckel abgelegt hatte und ihren früheren Geliebten direkt ansah, zeigte der Mann keine Reaktion. Im Prozess wollen die Richter auch ihn als Zeugen vernehmen.
Nachbarn hatten schon unmittelbar nach der Tat erzählt, zwischen den Kindern und der Frau habe es oft Streit gegeben. Die Kleinen hätten die Frau einfach nicht akzeptiert. Ihre leibliche Mutter hatten sie schon vor einigen Jahren durch einen Unglücksfall verloren.
Auf Anraten ihres Verteidigers Matthias Meier will die Angeklagte vor Gericht keine Angaben machen. „Vor allem die Frage nach dem Motiv wird für das Gericht wesentlich sein“, sagte der Anwalt. Außerdem habe er beim Durcharbeiten der Akte „Ungereimtheiten“ in der Indizienkette entdeckt. Unter anderem soll die Frau durch Blutspuren der Kinder auf ihrer Kleidung belastet werden.
Auf zwei bewegenden Trauerfeiern hatten viele Verwandte, Freunde, Mitschüler und Politiker im August Abschied von den toten Kindern genommen. Danach wurden die mit Luftballons geschmückten Särge in die Türkei überführt, wo die Kleinen ihre letzte Ruhe gefunden haben.