Puppenhersteller Mexikanisches Start-up hilft Frauen sich selbst und ihr Aussehen zu akzeptieren
Mérida · Große Brüste, kleine Brüste, ein bisschen mehr Bauch, Locken oder glattes Haar: Mit handgefertigten Puppen, die wie ihre Besitzerinnen aussehen, hilft ein mexikanisches Familienunternehmen Frauen dabei, sich selbst und ihr Aussehen zu akzeptieren - und unterstützt mit der Herstellung Frauen, die Opfer von Gewalt geworden sind. „Melinas“ heißen die Puppen, die Marelsy Castillo gemeinsam mit ihrer Mutter in der Stadt Mérida im Bundesstaat Yucatán herstellt.
Die erste „Melina“ entstand, als sich Castillo selbst in ihrer eigenen Haut nicht wohlfühlte. Sie habe einige Schicksalsschläge erlitten und ihre Mutter habe sie aufheitern wollen, so Castillo. Als sie die Puppe gesehen habe, die wie sie selbst aussah, habe sie eine „Marelsy gesehen, die stark, schön und wertvoll ist“.
Im Februar 2016 beschlossen die Frauen, die Puppen auch für Kunden herzustellen. Starthilfe für ihr Geschäft bekamen sie von einer Start-up-Schmiede. In der „Casa Melinas“ finden sich neben der Werkstatt auch ein Zentrum für psychologische Unterstützung für Frauen, ein Café und eine kleine Bibliothek. Hergestellt werden die Puppen von Arbeiterinnen, die eine Form von Gewalt erlebt haben. „Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie wollen keine Opfer sein“, sagt Castillo. Die Künstlerinnen bekommen neben einem nach Angaben der „Melinas“-Geschäftsführerin angemessenen Gehalt auch psychologische Unterstützung und Hilfe bei ihrer Karriereplanung.
Durchschnittlich werden pro Monat etwa 25 der „Melinas“ bestellt, so Castillo. Es habe auch schon Monate mit rund 100 Bestellungen gegeben. Die Puppen kosten umgerechnet zwischen 30 und 50 Euro. Die „Melinas“ seien mit viel Liebe und Details gemacht, so Castillo. „So wie die, die meine Mama damals für mich gemacht hat.“
Nach Angaben der Einheit der Vereinten Nationen für Gleichstellung und Ermächtigung der Frauen haben in Mexiko zwei Drittel der Frauen über 15 Jahren bereits eine Form von Gewalt erlebt. Die UN-Organisation schätzt, dass es in den vergangenen 25 Jahren rund 35 000 Tötungsdelikte an Frauen wegen ihres Geschlechts gab.