Räuberischer Juwelier entschädigt seine Opfer
Schulden haben Michael W. zu vier Überfällen getrieben. Aber nur in zwei Fällen machte er Beute.
Krefeld/Düsseldorf. Einen redseligen, wenig niedergeschlagen wirkenden Angeklagten erlebten gestern die 2. große Strafkammer des Krefelder Landgerichtes und ein Dutzend Zuhörer. Der Juwelier und Goldschmied Michael W. (48) aus Krefeld schilderte die Banküberfälle in Duisburg und Krefeld, einen Versuch in Mönchengladbach und den gescheiterten Raub in einem Viersener An- und Verkaufslädchen für Edelmetalle in Details. Eine Auflistung von Pleiten, Pech und Pannen.
„Als ich den aufgeklebten Schnurrbart sah, musste ich lachen“, schilderte sein erstes Opfer, ein Kaufmann (52) aus Viersen. Als er dann eingewickelt in den „Express“ den Lauf einer Spielzeugpistole sah, lachte er nicht mehr. Doch W. brach den Überfall ab, als der Nachbar, ein Friseur, in das kleine Ladenlokal kam. Der Viersener Kaufmann rannte mit einem Besenstiel in der Hand hinterher, andere Zeugen ebenfalls, doch dann war der Täter weg mit seinem schwarzen BMW Z 3.
Fast genau zwei Monate später, am 27. August 2013, wieder am Ende eines Monats mit vielen offenen Rechnungen, war der Angeklagte nach eigenen Worten zur Erkenntnis gekommen, „die Geschichte mit der Pistole ist es nicht“. Er bastelte eine Bombenattrappe. Und fuhr zu einer kleinen Filiale der Volksbank Mönchengladbach in Beckrath. „Wir haben keine Kasse und keinen Tresor, nur Automaten“, schilderte die Bankangestellte (33), die den im Vorraum abgestellten Rucksack zunächst mit einem Besenstiel anhob. „Er war schwer“, berichtete sie vor Gericht.
Die 33-Jährige hatte 2002 schon eine Geiselnahme miterleben müssen, damals in der Volksbank in Willich. „Kommen Sie bloß nicht mit nur 10 000 Euro“, sagte der Juwelier, der sich als Herr Backes vorstellte. Natürlich bekam er nichts, es kam die Polizei.
Ende August, Anfang September muss die Not beim Juwelier groß gewesen sein. „Ich bin schon mit Schulden mit meinem Geschäft von Krefeld nach Oberkassel umgezogen“, berichtet er vor Gericht. Das große Geschäft war aber auch in dem Düsseldorfer Nobelstadtteil nicht zu machen. „Ich habe die Mahnbescheide auf einen Stapel gelegt.“ Am 2. und 3. September überfiel er mit seiner Spielzeugpistole Sparkassen in Duisburg und Krefeld. Beute: 5550 Euro.
Den Schaden hat Michael W. gutgemacht — und Schmerzensgeld an die Opfer gezahlt, je 1500 Euro an zwei Duisburger und je 1000 Euro an zwei Mönchengladbacher Bankangestellte. 4450 Euro bekam der Kassierer aus Krefeld — weil der nach zwei Überfällen am meisten gelitten hat. Morgen wird das Urteil erwartet.