Rasender Politiker verurteilt

Prozess: Richter kann Ausrede von Horst Engel (FDP) widerlegen.

Düsseldorf. Er sitzt seit über zehn Jahren für die FDP im Landtag, ist Sprecher im Städte- und Gemeindebund und Polizeihauptkommissar. Nun hat Horst Engel selbst Ärger mit der Justiz: Während der WM im vergangenen Juni fuhr er auf dem Weg zu einer Hochzeit auf der A 44 in Richtung Mönchengladbach. Doch statt erlaubter 100 Stundenkilometer hatte der 59-Jährige Tempo 146 auf dem Tacho - und wurde prompt geblitzt. Einen Monat Fahrverbot sollte es dafür geben. Engel legte Einspruch ein, gestern wurde vor dem Düsseldorfer Amtsgericht verhandelt. Der Liberale präsentierte dem Amtsrichter eine filmreife Geschichte: Er sei hinter einem Geländewagen hergefahren, der zwei Deutschland-Fähnchen auf seinem Wagen hatte. "Plötzlich ist eines dieser Fähnchen auf meine Windschutzscheibe gekracht", erinnerte er sich. "Das war das zweite Mal innerhalb kürzester Zeit, dass mir die Scheibe zerstört wurde." Es habe sich sofort ein 20 Zentimeter langer Riss gebildet. Empört nahm er die Verfolgung auf. "Ich wollte den Übeltäter dingfest machen und mir sein Kennzeichen notieren." Er sei dem Geländewagen ("es könnte eine Porsche Cayenne oder ein VW gewesen sein") so lange hinterher gefahren, bis er in die Tempokontrollen geraten sei. "Es ist also keine herkömmliche Geschwindigkeitsüberschreitung, sondern ein Sonderfall", betonte Engels Rechtsanwalt.

Wegen Zigarettenschmuggels in den Schlagzeilen

Der Amtsrichter wertete die Geschichte als Schutzbehauptung. Denn die Auswertung der Kamera ergab: Horst Engel wurde zuerst geblitzt, der Geländewagen folgte wenige Sekunden später. Dieser kann also gar nicht vor ihm gefahren sein. Am Ende gab es ein Bußgeld über 115 Euro und ein einmonatiges Fahrverbot. "Ein ganz normaler Fall", so der Kommentar des Amtsrichters.