Spargel: Das große Stechen hat begonnen

Auf den Feldern wird in diesem Jahr wieder deutsch gesprochen. Die Bauern sind darüber nicht glücklich.

<strong>Nettetal. Mit Messern bewaffnet ziehen derzeit Scharen von Arbeitern über die Felder. In diesem Jahr sind sie besonders früh am Werk, um Köstlichkeiten für die Genießer zu stechen. Die Spargelsaison am Niederrhein hat in diesem Jahr ein ganzes Stück früher begonnen - dem warmen Wetter, aber auch Treibhaus und Folie, sei Dank. Früher hieß es noch: "Zwölf Tage lang zwölf Grad, dann ist der Spargel da." Und das war meistens nicht im April. Doch bei den Spargelbauern herrscht in diesen Tagen nicht nur eitel Sonnenschein. Ihnen fehlen die Saisonarbeiter, weil immer weniger Hilfskräfte aus Polen kommen. "In anderen Ländern wie Großbritannien verdienen sie das Doppelte", sagt der Sprecher des Westfälischen Landwirtschaftsverbandes, Hans-Heinrich Berghorn. In Dänemark würden sogar 14 Euro pro Stunde gezahlt. Die deutschen Bauern könnten da nicht mithalten. "Eine Erhöhung des Stundenlohns von derzeit 5,17 Euro rechnet sich wegen der hohen Sozialversicherungsabgaben nicht." Deutsche Arbeitslose, die von den Arbeitsagenturen verstärkt auf die Felder geschickt werden, können diesen Mangel nach Ansicht der Landwirte nicht ausgleichen. "Manche Bauern konnten 2006 nicht ernten, weil Arbeitslose nicht erschienen sind", sagt Berghorn. Laut Arbeitsagentur kamen von 4900 Arbeitslosen, die sich zur Erntehilfe bereit erklärten, nach einer Vermittlung nur 1170 in den Betrieb. Das liege nicht an deren Faulheit, sondern an den geringen Anreizen. "Es gibt wenig Geld für echte Knochenarbeit", sagt Berghorn. Trotz der Maschinen, die das Gemüse waschen und sortieren, schneiden, kühlen, bleibt bei der Spargelernte nach wie vor vieles Handarbeit, die gelernt sein will. Früh am Morgen beginnen die Arbeiter mit dem Stechen. Risse auf der glatten Erdschicht deuten an, dass da eine Spargelstange nach oben drängt. Der Erntehelfer gräbt zwei Finger ins Erdreich, legt die freiSohn und setzt dann das Stechmesser an. Etwa 30 Zentimeter tief wird die Stange scharf abgehobelt und erst später auf dem Hof auf die Normlänge von 22. Zentimetern gekürzt. Die Erde wird wieder geglättet.

Bei polnischen Saisonarbeitern hatten die Landwirte wenig Bedenken, bei den arbeitslosen, deutschen "Zwangsarbeitern" schon eher. "Man muss schon Ahnung von der Materie haben, um die empfindlichen Stangen nicht kaputtzustechen", sagt ein Nettetaler Spargelbauer, der lieber nicht genannt werden möchte. Jemand, der zu diesem Job gezwungen werde, habe kaum eine Motivation, stundenlang in gebückter Haltung über die Felder zu kriechen.

Anbaugebiete In NRW bauen über 510 Betriebe auf 4000 Hektar Spargel an. Noch mehr Anbauflächen gibt es in Deutschland nur noch in Niedersachsen. Zu den Hauptanbauregionen zählen am Niederrhein Walbeck, Straelen, Nettetal und Brüggen und in Westfalen der Raum Füchtorf im Kreis Warendorf, der Kreis Minden-Lübbecke, Delbrück im Kreis Paderborn und der Raum Gütersloh sowie der Kreis Recklinghausen mit Bottrop/Kirchhellen.

Spargelstrasse NRW 140 Landwirte haben sich zusammengeschlossen, um touristische, kulturelle oder auch sportliche Höhepunkte an ihren Standorten miteinander zu verbinden und die Betriebe mit Rad- und Wanderwegen zu verknüpfen.

Verkauf Die Spargelfreunde kaufen am liebsten ab Hof und auf Wochenmärkten. Adressen von Betrieben gibt es am Verbraucherservice-Telefon der Landwirtschaftskammer (Ruf 0251/2376-444) und unter: