Rate-Millionär Eckhard Freise: „Fragen sind schwerer geworden“
Eckhard Freise war erster Rate-Millionär bei Günther Jauch — seinen Gewinn hat er schnell unter die Leute gebracht.
Münster/Wuppertal. Vor zwölf Jahren triumphierte Eckhard Freise aus Münster als erster bei „Wer wird Millionär?“. Damals brachte die richtige Antwort auf die Frage „Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest?“ dem Geschichtsprofessor eine Million Mark. Dabei wollte Freise, der bis 2011 an der Bergischen Universität in Wuppertal lehrte, gar nicht ins Fernsehen. Wie sein Auftritt sein Leben verändert haben, erzählt der heute 67-Jährige.
Herr Freise, wie hat sich Ihr Leben seit dem Gewinn bei Günther Jauch verändert?
Eckhard Freise: Mehr, als ich gedacht hatte. Ich dachte, nach vier Wochen ist die Geschichte vorbei, ich habe wieder meine Ruhe und keiner erkennt mich mehr. Da habe ich mich gründlich geirrt. Ich werde bis heute erkannt und habe seit knapp zwölf Jahren eine Menge um die Ohren. Da ich nun mal der Erste war, werde ich auch immer wieder vorgeführt und bekomme bis heute mediale Einladungen der verschiedensten Art.
Was haben Sie denn mit dem ganzen Geld gemacht?
Freise: Das ist schon lange weg. Das ist binnen eines Jahres ausgegeben worden — und zwar ganz bewusst. Wir wollten die Million nicht bunkern, sondern unter die Leute bringen. Wir haben viel gespendet und den Rest in unsere Doppelhaushälfte gesteckt.
Sie haben sich damals angemeldet, weil Sie eine Wette gegen Ihren Sohn verloren hatten. Was hat der von dem Geld abbekommen?
Freise: Ja, der Sohn war der Auslöser. Er brauchte eine neue Grafikkarte für seinen Computer und hat mit allen Tricks versucht, mich ins Fernsehen zu kriegen — nach dem Motto: Du weißt ja eh alles, dann kannst du damit auch für die Familie Geld verdienen. Davon war ich gar nicht begeistert. Andererseits sollte er damals in Shakespeares „Sommernachtstraum“ auf der Bühne stehen und Latein reden. Das war eine ziemliche Zumutung für ihn, und dann haben wir einen Deal gemacht: Ich gehe ins Fernsehen und er stellt sich auf die Bühne. Ihm war das sehr peinlich.
Fiebern Sie heute noch mit den Kandidaten mit?
Freise: Ich gucke ab und zu rein und wundere mich: Erstens sind die Fragen schwerer geworden. RTL rückt die Million nicht mehr so schnell raus. Außerdem sind die Mitspieler schlauer geworden. Sie wissen inzwischen, wie sie sich im Fernsehen zu benehmen haben.
Wenn Sie selbst noch einmal ran dürften: Würden Sie heute die Risikovariante mit einem vierten Joker spielen?
Freise: Natürlich — no risk, no fun. Es ist ein Spiel. Dass es um Geld geht, war mir eher nebensächlich. Ich wollte mit Jauch mal eine Partie „Trivial Pursuit“ spielen. Ich habe zwischendurch auch gar nicht mitgekriegt, wo ich stand. Solange ich es nicht auf dem Konto habe, ist es nur Buchgeld. Mir ging es um das Spiel.
Was raten Sie anderen Quiz-Teilnehmern?
Freise: Erstens, nicht ans Geld denken. Zweitens, nicht vorher Wissen bunkern. Das hat man in dem Augenblick nicht parat. Und man sollte auf jeden Fall auf dem Stuhl das Denken beibehalten. Ich sehe immer wieder Kandidaten, die vor lauter Nervosität plötzlich das Denken einstellen.