Vorfall United Airlines Rauswurf aus Flugzeug: Passagier hat Gehirnerschütterung
Washington/Chicago (dpa) - Der Mann, der in den USA am Wochenende gewaltsam aus einem Flugzeug herausgeworfen wurde, hat sich laut seinem Anwalt bei dem Vorfall ernsthaft verletzt.
Der 69-Jährige habe eine Gehirnerschütterung erlitten, sich die Nase gebrochen und zwei Zähne verloren, sagte der Jurist Thomas Demetrio bei einer Pressekonferenz in Chicago. Die US-Fluggesellschaft United Airlines entschuldigte sich anschließend erneut.
Das Unternehmen hatte den Passagier am Sonntag gewaltsam aus der Kabine entfernen lassen, weil das Flugzeug überbucht war. Videos von dem Vorfall zeigten, wie Sicherheitsleute den Mann über den Boden des Kabinengangs zum vorderen Ausgang des Flugzeugs ziehen. Dies hatte weltweit Empörung ausgelöst. United-Vorstandschef Oscar Munoz entschuldigte sich.
Der Anwalt erhob schwere Vorwürfe gegen United Airlines und die Branche. Seit längerem schikanierten Fluggesellschaften Passagiere. Er erklärte, er werde wahrscheinlich Klage gegen United einreichen. Klagen dieser Art enden in den USA häufig mit hohen Vergleichssummen. Sein Mandat habe gesagt, er wolle nie wieder fliegen. Der Vorfall sei für ihn schlimmer gewesen, „als das, was er erlebt hat, als er Vietnam verlassen hat“. Der 69-Jährige verließ Vietnam demnach 1975 auf einem Boot.
Nach dem Vorfall war der Passagier in Medienberichten mit den Worten zitiert worden, er sei ausgewählt worden, weil er Chinese sei. Entsprechende Berichte wurden in China millionenfach geteilt und lösten eine Welle der Empörung aus.
Der Anwalt beantragte die Sicherung aller Videos des Vorfalls sowie aller relevanten Dokumente. Dies umfasse auch Cockpit-Aufzeichnungen sowie Personalakten der Mitarbeiter der Luftfahrtbehörde, die den Mann aus dem Flugzeug holten.
Die Airline hatte den Flug 3411 von Chicago nach Louisville (Kentucky) überbucht und Passagiere gebeten, die Maschine wieder zu verlassen. Einer der Gründe war, dass eine United-Crew dringend an Bord sollte, weil sie für einen Flug am folgenden Morgen in Louisville eintreffen musste.
Die US-Fluggesellschaft will nun alle Passagiere des Flugs 3411 in Höhe des Preises ihrer Tickets entschädigen, wie ein Unternehmenssprecher der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.
United-Vorstandschef Munoz hatte sich nach Kritik und Boykottaufrufen in sozialen Netzwerken ausführlich für den Vorfall entschuldigt. Auch am Donnerstag drückte die Airline erneut ihr Bedauern aus.
Der demokratische Senator Chris van Hollen kündigte laut Medienberichten eine Gesetzesinitiative an. Nach seinem Willen soll es Fluggesellschaften künftig verboten werden, Passagiere zwangsweise aus einer überbuchten Maschine zu holen. Die Airlines sollten mögliche Probleme bei überbuchten Fliegern außerdem vor dem Einsteigen der Passagiere ins Flugzeug lösen.