Reederei dreht im Flaggenstreit bei

Nach heftiger Kritik bleibt das Traumschiff deutsch.

Neustadt/London. Lag es am öffentlichen Aufsehen oder am Eingreifen des Bundespräsidenten? Tagelang schlugen die Wellen rund um das „Traumschiff“ hoch. Dann drehte die Reederei gestern überraschend bei: Der Flaggenstreit um das Lieblingsschiff der Fernsehnation ist beendet. Die „MS Deutschland“, die gerade als Hotelschiff für Olympia-Besucher und Prominente in London vor Anker liegt, bleibt deutsch. Sie wird nicht ausgeflaggt.

„Der Malteser bleibt im Schrank, jetzt müsst ihr uns aber auch alle dabei helfen“ — so kommentierte Geschäftsführer Konstantin Bissias von der Reederei Peter Deilmann die Wende. „Wir fahren so lange es möglich ist unter deutscher Flagge, dies liegt aber auch stark an den politischen Rahmenbedingungen.“ Vor allem setze die Reederei darauf, dass der maritime Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto, die Schifffahrtsförderung tatsächlich deutlich erhöhe, wie er es in Aussicht gestellt habe, hieß es in einer Mitteilung.

Wochenlang war spekuliert worden, dass das Vorzeigeschiff künftig unter der Flagge Maltas fahren würde. „Das ist so, als würde man das Brandenburger Tor an die Chinesen verkaufen“, hatte Kapitän Andreas Jungblut kritisiert. Er hatte vehement und öffentlich gegen die Pläne Front gemacht.

Einen Wechsel in das maltesische Schiffsregister hätte die Besatzung deutlich im Portemonnaie gespürt. Laut Verdi verdient der Kapitän rund 5000 Euro brutto im Monat. Ein Seemann erhält maximal 4000 Euro brutto. Nach internationalen Tarifen bekäme der Kapitän umgerechnet rund 4070 Euro, ein Matrose etwa 1600 Euro. Die Sozialversicherungsbeiträge würden an die Beschäftigten ausgezahlt, die sich dann selbst versichern müssten.