Sieben Mythen Reich und alt: Was ist dran am Golfer-Image?
Wiesbaden (dpa/tmn) - Ein älterer Herr im Polohemd steigt aus seinem Sportwagen, streift Cap und Handschuhe über und schlägt im Elite-Club mit seinen Geschäftskollegen ein paar Bälle übers Grün: Kaum ein Sport hat so sehr mit Klischees zu kämpfen wie Golf.
Experten räumen mit sieben Klischees auf.
1. Nur reiche Leute spielen Golf
Golf ist längst nicht mehr nur ein Sport für die Oberklasse. 640 000 Menschen spielen in Deutschland im Verein Golf, weitere 950 000 spielen ohne Mitgliedschaft, sagt Johannes Podszun von der Vereinigung Clubfreier Golfspieler. „Es stimmt nicht, dass die meisten Leute auf dem Golfplatz reich sind“, sagt er.
2. Golfspielen ist sehr teuer
„Unsinn“, sagt Podszun. Inzwischen gibt es 393 öffentliche Golfplätze in Deutschland, auf 123 werde keine Platzreife benötigt. Dort zahlen Hobbygolfer eine sogenannte Green Fee von 15 bis 20 Euro pro Tag. „Jeder kann ein passendes Angebot für sich finden“, sagt Jörg Schlockermann vom Deutschen Golf Verband (DGV). Eine Platzreife gibt es ab 150 Euro, Schläger können sich Anfänger bei den meisten Vereinen leihen oder günstig gebraucht kaufen.
3. Golf ist doch kein Sport
„Der Abschlag beim Golfen ist eine der schwierigsten sportlichen Bewegungen“, erklärt Wolfgang Ritzdorf von der Sporthochschule Köln. Koordinativ werde Golf von Außenstehenden unterschätzt, viele denken bei Sport nur an körperliche Belastung. Doch auch die gibt es beim Golf: Mehr als 100 Muskeln werden beim Abschlag beansprucht, bei einer Runde mit 18 Löchern laufen Golfer gut sieben Kilometer. „Wer sagt, dass Golf kein Sport ist, soll erst mal eine Runde spielen“, fügt Podszun hinzu.
4. Beim Golf muss man sich schick und teuer kleiden
Auf den meisten Golfplätzen gibt es eine Art Dresscode. Die Kleidung muss aber nicht besonders teuer sein. „Ein Polohemd, eine Chinohose und Turnschuhe reichen meist aus“, sagt Podszun.
5. Golf ist eine Kontaktbörse für Geschäftsleute
„In erster Linie ist Golf eine Freizeitbeschäftigung“, sagt Podszun. So nehmen es die meisten Golfer auch wahr. Natürlich sei Golf aber auch ein sehr kommunikativer Sport. Eine 18-Loch-Runde dauert mehrere Stunden, ein Golfer offenbare während eines Spiels viele Stärken und Schwächen. Viele Leute kommen daher auch zum Golfen, um Kollegen oder Bekannte besser kennenzulernen.
6. Golf ist langweilig
Wer Adrenalin oder Ausdauersport möchte, ist beim Golfen definitiv falsch. „Man spielt in erster Linie mit sich selbst“, sagt Podszun. Trotzdem sei Golf spannend: Jede Bahn, jeder Schlag, jede Situation und jeder Gegner sei anders, sagt Ritzdorf. Trotzdem kann er verstehen, dass Golf für Außenstehende oft langweilig wirkt: „Wie spannend und taktisch anspruchsvoll Golf ist, erfahren die meisten erst, wenn sie es selbst ausprobieren.“
7. Nur alte Männer spielen Golf
Mehr als ein Drittel aller Golfer ist laut dem DGV älter als 60 Jahre. Golf sei eine der wenigen Sportarten, die auch ältere Menschen auf hohem Niveau spielen können, erklärt Schlockermann. „Darauf sind wir stolz.“ Golf sei schon recht zeitintensiv und die Plätze lägen häufig außerhalb der Städte. Auch deshalb interessieren sich womöglich mehr ältere Menschen dafür. Fast 37 Prozent aller deutschen Golfer sind Frauen.