Rekord bei „Michelin“-Sternen für Spitzenköche
Karlsruhe/Berlin (dpa) - Deutschland hat so viele Sterne-Restaurants wie noch nie und einen neuen Drei-Sterne-Koch. Die Restauranttester des „Michelin“-Führers erhoben am Donnerstag das „Überfahrt“ im bayerischen Rottach-Egern mit Christian Jürgens (45) als Küchenchef in die höchste Klasse.
Damit gibt es elf Drei-Sterne-Häuser im Land. Jürgens werde für eine Küche „voller Finesse, Kraft, Klarheit und Ausdruck“ gewürdigt, erläuterte „Michelin“-Chefredakteur Ralf Flinkenflügel. Insgesamt stieg die Zahl der Sterne-Restaurants auf 274. Im Vorjahr waren es 255 gewesen.
Der Rekord belege, dass sich die deutsche Küche sehr dynamisch entwickle und weltweit zur Spitze zähle, sagte der internationale „Michelin“-Direktor Michael Ellis bei der Präsentation des Buches. Die Zahl von 274 Top-Lokalen bedeute innerhalb von fünf Jahren eine Steigerung um mehr als 25 Prozent.
„Es war ein sehr gutes Jahr“, lobte auch Ralf Flinkenflügel. Top-Koch Eckart Witzigmann (72) sagte bei der Feier in Berlin voraus: „Ich glaube, dass wir in Deutschland noch sehr viel Freude haben werden mit jungen, großartigen Talenten.“ Christian Jürgens, der Witzigmann freudig umarmte, hatte mal für den Österreicher gearbeitet.
Allein 39 neue Ein-Sterne-Häuser seien jetzt mit der begehrten „Michelin“-Auszeichnung gewürdigt worden. „Einen solchen Zuwachs gab es das letzte Mal vor 45 Jahren“, sagte Flinkenflügel der Nachrichtenagentur dpa.
Drei Restaurants hoben die Testesser neu in die Zwei-Sterne-Klasse: Das Berliner „Facil“, das „Tiger-Gourmetrestaurant“ in Frankfurt am Main und das „Schlossberg“ in Baiersbronn in Baden-Württemberg. Mit nun 11 Drei-Sterne-Häusern, 37 Zwei-Sterne- und 226 Ein-Sterne-Restaurants etabliere sich Deutschland hinter dem Spitzenreiter Frankreich weiter als Land der Spitzenküche, sagte der Chef der „Michelin“-Ausgabe für Deutschland.
Auch Köchinnen eroberten in der überwiegend von Männern dominierten Welt der Restaurant-Sterne allmählich Terrain, erläuterte Flinkenflügel. Drei Frauen erkochten sich neu einen Stern: nämlich Sarah Henke im „Spices“ in List auf Sylt, Caroline Baum im „Reisers am Stein“ in Würzburg sowie Maria Groß im „Clara-Restaurant im Kaisersaal“ in Erfurt. Anna Sgroi eroberte sich in ihrem gleichnamigen Lokal in Hamburg einen Stern zurück. Ein weiterer wichtiger Trend: Berlin entwickele sich zusehends zum Hotspot der richtig guten Küche, berichtete Flinkenflügel.
In der Rangliste der Bundesländer kann sich Baden-Württemberg mit 67 Sterne-Lokalen schmücken. Das ist der Spitzenplatz - gefolgt von Bayern mit 45 und Nordrhein-Westfalen mit 44 Sterne-Häusern.
Gestrichen wurden diesmal die Sterne von 19 Ein-Sterne-Restaurants - die meisten, weil sie geschlossen wurden, umzogen oder wegen neuer Orientierung den Sterne-Standard nicht halten konnten oder wollten. Auch das Kölner „La Vision“ (zwei Sterne) fiel aus der Liste. Einzig die „Forellenstube“ (ein Stern) in Ilsenburg in Sachsen-Anhalt habe mit unverändertem Konzept ihren Stern aus Qualitätsgründen verloren.
In der Kategorie Bib Gourmand 2014, die gutes und preiswertes Essen würdigt, blieb die Zahl mit 452 Häusern stabil. Zwar wurden 51 Restaurants neu aufgenommen - gleich viele aber verloren den Bib-Status wieder.
Am kommenden Montag (11. November) gibt auch der „Gault Millau“ seine Auswahl der Top-Lokale für 2014 in Berlin bekannt. Bereits am Donnerstag hatten die Kritiker des „Gault&Millau Wein-Guide“ Philipp Wittmann aus Rheinhessen in Mainz zum „Winzer des Jahres“ gekürt.