Ressourcen für 2018 verbraucht: Seit Mittwoch lebt die Menschheit auf Pump

Der sogenannte Erdüberlastungstag fällt in diesem Jahr bereits auf den 1. August. Der weltweite Ressourcenverbrauch übersteigt das „ökologische Vermögen“.

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Düsseldorf. Am „Steuerzahlergedenktag“ beklagt der Bund der Steuerzahler alljährlich ein von ihm errechnetes Datum, ab dem Bürger und Betriebe rechnerisch für ihr eigenes Portemonnaie arbeiten. In diesem Jahr war das der 18. Juli. Davor sei rechnerisch das gesamte Einkommen in Steuern und Beiträge geflossen. Während sich das noch als Gejammer abtun lässt, weil dagegen stehende staatliche Leistungen unberücksichtigt bleiben, stimmt ein anderer Gedenktag nachdenklicher: der vom „Global Footprint Network“ berechnete Erdüberlastungstag.

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Gemeint ist damit das Datum, ab dem die menschliche Nachfrage nach natürlichen Ressourcen die Kapazität der Erde für deren Reproduktion in dem entsprechenden Jahr übersteigt. In der Sprache der Ökonomen: Es ist der Tag, an dem die Menschheit ihr für dieses Jahr zur Verfügung stehendes Vermögen aufgebraucht hat und sich nun Geld leiht. Nicht bei einer Bank, sondern bei der Erde, deren natürliche Ressourcen, die stillen Reserven sozusagen, angezapft werden. Mit Folgen, die nicht erst in der Zukunft zu spüren sein werden: Umweltzerstörung, Artensterben, Hungersnöte, extreme Wetterereignisse.

Für jedes Land werden aufgrund der Daten des „Global Footprint Network“ nationale Erdüberlastungstage berechnet. Gemeint ist damit der Tag, an dem die Erde ins ökologische Minus geriete, wenn sich alle Länder so verhielten wie das jeweilige Land.

1990 war dieser „Earth Overshoot Day“ wie er im Englischen genannt wird, noch der 11. Oktober, die Weltbevölkerung wirtschaftete damals noch vergleichsweise ökologisch. Im Jahr 2000 war der Tag schon auf den 23. September vorgerückt. 2010 war das für das Jahr zur Verfügung stehende Vermögen bereits am 8. August aufgebraucht. Und in diesem Jahr leben wir bereits seit dem 1. August auf Öko-Pump. Ab diesem Erdüberlastungstag verbraucht die Weltbevölkerung als Ganzes mehr Acker- und Weideland, mehr Fischgründe und Wald als ihr rechnerisch zur Verfügung steht. Und es werden mehr CO2-Emissionen ausgestoßen, als Wälder und Meere aufnehmen können.

Dabei ist der 1. August der Tag, der für den gesamten Planeten gilt. Der Durchschnittswert also, der sich aus stark Ressourcen verbrauchenden und in dieser Hinsicht sparsameren Ländern ergibt. Entsprechend gibt es aber auch nationale Erdüberlastungstage.

Damit ist der Tag gemeint, an dem die Erde ins ökologische Minus geriete, wenn sich alle Länder so verhielten wie das jeweilige Land. Für den Energie-verprassenden Wüstenstaat Katar ist das Datum bereits der 9. Februar, für Vietnam erst der 21. Dezember. Erwartungsgemäß ziehen Länder wie Deutschland (2. Mai) oder die USA (15. März) den Schnitt deutlich herunter.

Um den Erdüberlastungstag zu errechnen, arbeitet das „Global Footprint Network“ mit Zahlen der Vereinten Nationen. Eingerechnet werden der CO2-Ausstoß, das benötigte Ackerland, Waldflächen, Weideland, Fischgründe sowie die bebaute Fläche. Dabei wird jeweils das verbrauchte biologische Material (in Tonnen) dem Ertrag der Fläche (in Tonnen pro Hektar) gegenübergestellt. Der ökologische Fußabdruck eines Landes ergibt sich aus der gesamten Fläche, die benötigt wird, um den Ressourcenverbrauch und die Aufnahme von Emissionen und Abfall zu gewährleisten.

Die deutsche Nachhaltigkeits- und Umweltorganisation „Germanwatch“ hat analysiert, in welcher Weise Deutschland das frühe Datum des Erdüberlastungstags negativ beeinflusst. Hier seien die CO2-Emissionen seit 2009 nicht gesunken. Das Festhalten an der Kohle verzögere eine Senkung der Emissionen. Besonders problematisch sei es beim Verkehr: Seit 1990 seien die Emissionen im Straßenverkehr nicht gesunken und im Flugverkehr deutlich gestiegen. Auch der Energieverbrauch pro Kopf sei höher als im EU-Durchschnitt.

Julia Otten von „Germanwatch“ klagt: „Die hohen CO2-Emissionen in den Bereichen Strom, Wärme und Verkehr spielen für die Erdüberlastung eine zentrale Rolle.“ Deutschland müsse nicht nur den mit einem zügigen Kohleausstieg verbundenen Strukturwandel, sondern auch die Verkehrs- und Wärmewende sowie eine Umstrukturierung der Landwirtschaft entschlossen angehen. Auch jeder Einzelne kann etwas für den ökologischen Fußabdruck tun Die industrielle Landwirtschaft trage in Form von Lachgasemissionen durch den Einsatz von Stickstoffdünger, Methangasemissionen durch die Viehhaltung sowie durch die Umwandlung von Waldflächen in Acker- und Weideland massiv zur Erderwärmung bei.

In einem Positionspapier von „Germanwatch“ zum Erdüberlastungstag wird ein Wandel in der Landwirtschaft hin zu ressourcenschonenden Anbaumethoden gefordert. Man brauche agrarökologische Anbaumethoden, die ohne Pestizide und chemische Düngemittel auskommen und die Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität langfristig sichern statt sie zu zerstören. Gleichzeitig müsse Schluss sein mit einer industriellen Tierhaltung, für die in Südamerika rund drei Millionen Hektar für Futtermittel beansprucht werden und deren Abfallprodukte Gülle und Ammoniak Grundwasser und Klima belasten.

„Germanwatch“ nimmt nicht nur die Politik, sondern auch jeden Einzelnen in die Pflicht. So könne bei Urlauben auf Flugreisen verzichtet werden. Im Alltag könne jeder das Auto öfter stehen lassen und auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel umsteigen. Man solle regionale Lebensmittel kaufen und über einen reduzierten Fleischkonsum nachdenken. Dies bewirke massive Einsparungen bei Treibhausgasemissionen sowie bei Acker- und Weideflächen.