Rettung für gestrandete Wale

Wildhüter brachten zehn Tiere zurück ins Meer. Das Elfte wurde von der Gruppe getrennt.

Singapur. Nach einer dramatischen Rettungsaktion sind in Australien zehn gestrandete Grindwale zurück ins Meer geschwommen. Die Freude der mehr als 200 Helfer war allerdings getrübt, weil ein Tier nach dem Stress der vergangenen Tage zu schwach war für die weite Reise in die Tiefen des Ozeans.

Tierärzte mussten den Wal erschießen, auch aus Sorge, seine verzweifelten Hilferufe könnten die anderen Tiere erneut in seichtes Wasser zurücklocken. Für eine Injektion zum Einschläfern war das Tier zu groß.

"Dem Wal hatte das Trauma der Strandung erheblich zugesetzt und er war in sehr schwachem Zustand", sagte Greg Mair, Sprecher der Umweltbehörde. "Unser Anliegen war, die Gefahr klein zu halten, dass das Tier den Rest der Gruppe negativ beeinflusst." Wale haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten und stoßen einen schwachen Artgenossen nicht aus. Deshalb stranden oft Dutzende Tiere gleichzeitig.

Das war auch vor zwei Tagen in der Hamelin-Bucht - 280 Kilometer südlich von Perth - passiert. Mehr als 80 Wale und Delfine gerieten dort ins seichte Wasser und kamen aus eigener Kraft nicht zurück ins Meer. Mehr als 70 Wale verendeten.

In einem Tag- und Nachteinsatz hielten Tierärzte und 200 Freiwillige aus dem kleinen Ort am Margaret River die bis zu sechs Meter langen Tiere am Leben, indem sie die Meeressäuger am Strand mit Wasser begossen.

Nach der spektakulären Sofort-Rettung fuhren am Dienstag dann Kräne vor: Die Wale, die schon auf Planen gerollt und mit feuchten Sackleinen bedeckt worden waren, wurden in einer riesigen Schlinge hoch gehoben.

Fünf Lastwagen brachten ein tonnenschweres Tier nach dem anderen zur 20 Kilometer entfernten Flinders-Bucht - um sie dort ins Meer zu entlassen. "Die Tiere sind die Fahrt über ruhig geblieben", sagt Laura Sinclair von der Umweltbehörde.

In der Flinders-Bucht hievten der Kranfahrer und einige Freiwillige die Schlinge mit dem Wal ins Wasser. Als die Wal-Gruppe vereint war, begann der Einsatz mit Booten, Jetskis und Surfern, um die Tiere auf das offene Meer hinaus zu lenken. Nervosität kam auf, weil zwei der Wale zunächst wieder in Richtung Strand abdrehten, doch konnten sie auf den richtigen Meeres-Weg gebracht werden. "Es sieht so aus, als ob die Hauptgruppe nun nach Osten schwimmt", sagte Sinclair.

Dennoch musste ein gestresster Wal von der Gruppe getrennt und in die Bucht zurückgebracht werden. Was mit dem Tier passiert, ist noch ungewiss. Unterdessen hatten Mitarbeiter der Umweltbehörde die traurige Aufgabe, in der Hamelin-Bucht die Kadaver der mehr als 70 toten Grindwale fortzuschaffen.