Riesige Cannabis-Plantage bei Rocker-Razzia entdeckt
Düsseldorf (dpa) - Bei einer Groß-Razzia gegen Rockerbanden an Rhein und Ruhr ist die Polizei in Düsseldorf auf eine riesige Haschisch-Plantage gestoßen. In einem alten Hochbunker aus dem Zweiten Weltkrieg seien etwa 3000 Cannabis-Pflanzen entdeckt worden, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag.
Es sei eine der größten Haschisch-Plantagen, die in Nordrhein-Westfalen bislang entdeckt wurden, so der Sprecher.
Der Bunker dient dem Rockerclub „Clan 81“ als Hauptquartier. Die Plantage war vom Rockerquartier „Red Pearl“ über eine Nebentür und ein Treppenhaus zu erreichen. Der Präsident des Clubs „Clan 81“, der die „Hells Angels“ unterstützt, wurde als mutmaßlicher Betreiber der Plantage festgenommen. Der Fund stärkt den Verdacht der Ermittler, dass das Drogengeschäft ein wirtschaftliches Standbein der Rockerbanden ist.
Das Verbotsschild am Eingang des Rockerclubs könnte wenige Stunden nach der Razzia kaum scheinheiliger wirken: Kein Cannabis, keine Drogen, keine Waffen ist dort symbolisch verfügt. Doch ein paar Meter höher, im fünften und sechsten Stock des weitläufigen Bunkers, war die Drogenernte in vollem Gang. 170 Lampen à 600 Watt tauchen die Plantage in gleißendes Licht. Irgendwo im Keller soll der enorme Strombedarf schwarz abgezapft worden sein: „Wenn der Strom legal entnommen worden wäre, hätten die den Zähler als Ventilator nutzen können“, unkt ein Polizist.
Die Rocker sollen vier asiatische Erntehelfer angeheuert haben, die ebenfalls festgenommen wurden. Sie sollen sich rund um die Uhr um die Pflanzen gekümmert haben. Die 28 bis 33 Jahre alten Erntehelfer, vermutlich illegal in Deutschland, mussten in einem fensterlosen Verschlag neben den Hanf-Pflanzen hausen. Über ihren Matratzen hängen Bilder von Jesus und Maria, daneben sind provisorisch eine Kochnische und ein Kühlschrank untergebracht. Einer der Asiaten war von der Polizei aus einem finsteren Lüftungsschacht gezogen worden, wo er der Festnahme zu entkommen versuchte.
Stromverteiler bedecken ganze Wände, große Lüftungsrohre durchziehen die oberen Etagen des Bunkers. Das Technische Hilfswerk rückt mit einem großen Generator an. Um die ganze Anlage abzubauen, muss der Bunker vom Stromnetz genommen werden.
Mehr als 500 Polizisten, darunter schwer bewaffnete Spezialkräfte, waren am späten Mittwochabend in Rocker-Quartiere in Düsseldorf, Oberhausen, Solingen und Langenfeld eingedrungen.
Neben der Plantage beschlagnahmen Polizisten auch Festplatten, einen Elektroschocker, ein Messer und ein Beil. Anlass für die Durchsuchung war eine brutale Auseinandersetzung zwischen „Hells Angels“ und „Bandidos“ im Januar in Mönchengladbach, bei der zwei Rocker durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt worden waren.
Die Staatsanwaltschaft und die Mordkommission „Kutte“ ermitteln seitdem unter anderem wegen versuchten Totschlags und schweren Landfriedensbruchs. Bereits im Februar war die Polizei deshalb zu Durchsuchungen in Leverkusen, Köln und Duisburg ausgerückt.
Auch am Düsseldorfer Bunker war erst vor fünf Wochen ein größeres Polizeiaufgebot aufgekreuzt, ohne von der Hanf-Plantage Wind zu bekommen. Eine Ermittlungspanne sei dies aber nicht gewesen, betont ein Polizeisprecher: „Damals ging es nur um Gefahrenabwehr und wir hatten noch keinen Durchsuchungsbeschluss für das gesamte Gebäude.“
Die Landesregierung hatte erst vor wenigen Tagen über zunehmende Konflikte zwischen den Rockerbanden Hells Angels und Bandidos in NRW berichtet. Beide Motorradclubs haben den Angaben zufolge in Nordrhein-Westfalen insgesamt rund 650 Mitglieder.