Risiko-Chemikalien in Kleidung: Lob und Tadel von Greenpeace

Hamburg (dpa) - Greenpeace macht mit einer Kampagne gegen „giftige Kleidung“ mobil - und nimmt nach Erfolgen bei Modeketten und Sportartikelherstellern nun die Luxus-Marken ins Visier.

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„Wir machen Fortschritte, der Wandel in der Industrie ist im vollen Gange“, bilanzierte die Kampagnenleiterin der Umweltschutzorganisation, Kirsten Brodde. Die Hersteller teurer Luxusbekleidung allerdings kümmerten sich nicht um eine faire und giftfreie Produktion ihrer Textilien, so ihr Vorwurf.

Auf Druck von Greenpeace hatten sich seit 2011 nach und nach mehrere große Textilhersteller verpflichtet, bestimmte Risiko-Chemikalien bis 2020 aus ihrer Produktion zu verbannen. Nun zog Greenpeace eine erste Bilanz und stellte 16 von 18 getesteten Teilnehmern ein positives Zeugnis aus.

Demnach zählen die Modeketten Zara, H&M, Mango und Primark ebenso wie die Sportartikelhersteller Adidas und Puma zu den Vorreitern. Auch C&A, Esprit und United Colours of Benetton gehören zu den Gelobten. Diese Firmen hätten besonders schädliche Chemikalien bereits aus der Produktion verbannt, teilte Greenpeace in Hamburg mit. Die Träger der Kleidung seien somit nicht länger Rückständen ausgesetzt. Zudem seien die Firmen damit auch Vorreiter im Kampf gegen Wasserverschmutzung, denn die Stoffe gelangten etwa in China vielerorts ins Trinkwasser.

Den Sportartikelherstellern Nike (USA) und Li-Ning (China) warf Greenpeace hingegen Wortbruch vor. Von beiden Unternehmen war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten; ebenso wenig wie von den kritisierten Luxus-Marken, die sich der Selbstverpflichtung bislang nicht angeschlossen haben. Lediglich Burberry und Valentino zeigten viel Engagement, berichtete Brodde. „Aber die Mehrheit der Luxusfirmen verweigert sich total.“

Anders verhalten sich die Fast-Fashion-Spezialisten oder Discounter wie Penny, Lidl und Tchibo, die sich der Kampagne jüngst angeschlossen haben. „Die Billigketten sind in diesem Fall näher am Puls der Zeit“, sagte Brodde. „Die Kunden interessieren sich spätestens seit dem Einsturz der Fabriken in Bangladesch sehr dafür, wo und wie ihre Kleidung produziert wird.“ Bei dem Unglück im April 2013 waren mehr als 1100 Menschen ums Leben gekommen.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die Vorreiter der inzwischen 30 teilnehmende Unternehmen zählenden Kampagne schon begonnen, besonders gefährliche Chemikalien aus ihrer Produktion zu verbannen. Zu den elf Substanzgruppen zählen giftige Schwermetalle wie Chrom, das zum Gerben von Leder eingesetzt wird, potenziell krebserregende PFC-Substanzen für die Imprägnierung etwa von Outdoor-Jacken oder hormonell wirksame APOE-Stoffe zum Färben. Später sollen noch weitere Substanzen durch umweltfreundlichere Alternativen ersetzt werden, erläuterte Brodde. „Im Grund erwarten wir, dass die Unternehmen einmal Inventur machen und alle Substanzen, die sie einsetzen, auf den Prüfstand stellen.“