Rockerbanden rüsten im Kampf ums Rotlichtmilieu auf

Zahl der Ortsgruppen in NRW hat sich seit 2005 verdoppelt. Polizei übt mit ständigen Kontrollen Druck auf die Szene aus.

Düsseldorf. Die Branche verzeichnet große Wachstumsraten, erlebt derzeit einen dynamischen Umbruch und steht unter verschärfter Beobachtung der Polizei: Die sogenannten „Outlaw Motorcycle Gangs“ — zu Deutsch: Rockerbanden — sind auf dem Vormarsch. Auch wenn sie sich gern als harmlose Motorradliebhaber darstellen, geht es vor allem um eines: „Profite aus organisierter Kriminalität wie Rauschgifthandel, Rotlichtkriminalität und Menschenhandel“, wie Wolfgang Spies, Vizechef der Gewerkschaft der Polizei in NRW, Donnerstag beim Kriminalforum „Die Macht der Rocker“ in Düsseldorf erklärte. Doch die Expansion birgt auch für die Banden selbst Gefahren.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Gab es nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) 2005 noch 26 Ortsgruppen, sind es mittlerweile genau doppelt so viele — mit mehr als 1400 Vollmitgliedern. Während die „Bandidos“ mit 630 Personen in 24 Gruppen das Ruhrgebiet dominieren, haben sich 330 „Hells Angels“ in acht Gruppen im Rheinland angesiedelt.

Doch immer stärker kommt es zu Überschneidungen, zuletzt vor wenigen Wochen in Mülheim an der Ruhr. In Duisburg haben sich zudem die aus den Niederlanden stammenden „Satudarah“ etabliert. Wie die „Hells Angels“ wollen sie sich nach Polizeierkenntnissen in den Krefelder und Düsseldorfer Raum ausdehnen.

Doch nach Analysen von Thomas Jungbluth, LKA-Abteilungsleiter Organisiertes Verbrechen, weichen mit der rasanten Expansion auch die „Traditionen“ der Rockerbanden auf. „Wir stellen einen immer größeren Zulauf von Mitgliedern mit Migrationshintergrund fest — viele von ihnen bereits vor der Aufnahme mit krimineller Karriere“, skizziert Jungbluth.

Habe man sich früher „hochdienen“ müssen, würden viele Bewerber relativ schnell zu Vollmitgliedern ernannt. „Das Rockerethos bröckelt und damit die strenge Hierarchie der Gruppen“, erklärt Jungbluth, „das macht es für die Präsidenten schwerer, die Gruppe unter Kontrolle zu halten. Mittlerweile gebe es immer wieder Übertritte zu verfeindeten Gruppen. In einem Fall sei ein Überläufer sogar wieder aufgenommen worden.

Die Szene sei im Umbruch, den Neugründungen und reaktivierten Gruppen der vergangenen Monate stünden auch einige Schließungen gegenüber. „Nach der Messerstecherei 2012 in Mönchengladbach haben wir den Druck erhöht. Das hat viele verunsichert“, bilanziert Jungbluth.

Die Gewerkschaft der Polizei sieht darin die richtige Strategie gegen die Rockerkriminalität: „Null-Toleranz, stetig hohen Verfolgungsdruck und die Vorratsdatenspeicherung gegen die Banden“, fordert deshalb Arnold Plickert, Chef der GdP in NRW.