Roger Moore: „James Bond ist ein Märchen“
Roger Moore ordert wieder „geschüttelt, nicht gerührt“. Der Schauspieler wirbt damit für sauberes Trinkwasser.
Köln. Roger Moore (84) hat einen neuen Film gedreht — einen Spot für Unicef. Darin ordert er einen Drink „geschüttelt, nicht gerührt“ und bekommt ein Glas Schmutzwasser vorgesetzt. Mit dem Kurzfilm wirbt das Kinderhilfswerk für das Menschenrecht auf sauberes Trinkwasser. Im Interview verrät Sir Roger, warum die Bond-Filme seiner Meinung nach hoffnungslos veraltet sind und warum er seinen ersten Fernsehauftritt selbst nicht sehen konnte.
Sir Roger, Ihr neuester Film hat endlich mal eine richtige Botschaft.
Roger Moore: Ja, genau: Schmutziges Wasser ist eine Frage von Leben und Tod. 3000 Kinder sterben daran — jeden Tag. Sauberes Wasser ist ein Menschenrecht.
Wenn Sie Bilanz ziehen: Was war wichtiger — Ihre Filmkarriere oder Ihre Arbeit als Unicef-Botschafter?
Moore: Ohne die Schauspielkarriere könnte ich diese Arbeit nicht machen. Nur die Bekanntheit — oder wie man es nennen will — gibt einem die Möglichkeit zu reden, und nur deshalb hören Presse und so weiter auch zu. Unicef ist eine andere Art von Arbeit. Eine ungleich wichtigere. Da geht es um Menschenleben.
Verfolgen Sie die Politik?
Moore: Ich versuche eher, sie nicht zu sehr zu verfolgen, weil mich das zu sehr deprimiert.
Im richtigen Leben ist es nicht so einfach, die Welt zu retten.
Moore: Die Dinge sind sehr kompliziert.
Sie haben kürzlich gesagt, eigentlich sei „James Bond“ heute hoffnungslos veraltet.
Moore: Das stimmt, wir leben in einer ganz anderen Welt als Ian Fleming, als er diese Bücher geschrieben hat. Damals war Kalter Krieg, dann fiel die Mauer, Russland wandte sich vom Kommunismus ab. Sie sind nicht länger die Bösen. Gut gegen Böse — so einfach ist es nicht mehr.
Liebt das Publikum die Filme nicht gerade deshalb, weil alles so schön einfach ist?
Moore: Jaja, es war einmal. . . Bond ist ein Märchen, das an verschiedenen Schauplätzen spielt. Wenn man einem Kind abends vor dem Zubettgehen ein Märchen erzählt, darf man die Worte auch nie verändern. Aschenputtel oder so. Wenn man da was falsch sagt, dann kommt sofort: „Oh, nein, nein!“ Genau das erwarten die Zuschauer von Bond. Sie erwarten Action, Autos. Sie mögen die Explosionen.
Aber Sie mochten die Explosionen gar nicht, stimmt’s?
Moore: Oh, ich hasse sie!
Sie sind gebürtiger Londoner. Freuen Sie sich auf die Olympischen Spiele?
Moore: Das ist toll. Ich werde sie im Fernsehen anschauen.
Sie fahren nicht selbst hin?
Moore: Um Himmels willen, etwas Schlimmeres kann ich mir nicht vorstellen. London muss man da weiträumig umfahren. Staus, Staus, Staus!
Können Sie sich noch an die letzte Olympiade in London erinnern, 1948?
Moore: 1948. . . da war gerade mein Militärdienst zu Ende. Ich habe nicht viel mitbekommen. Es gab nur einen Fernsehkanal, und ich hatte 1948 noch kein Fernsehgerät. 1948 hatte ich meinen ersten Fernsehauftritt. Meine Eltern sind zu Freunden gegangen, weil die einen Fernseher hatten.
Das heißt: Sie waren schon im Fernsehen, bevor Sie selbst einen Fernseher hatten?
Moore: Ja, genau. Das war wahrscheinlich ganz gut: Da musste ich mich wenigstens nicht selbst anschauen.