Rotlicht-Größe in U-Haft - Viele Freier melden sich
Düsseldorf (dpa) - Nach der Verhaftung der Düsseldorfer Rotlicht-Größe Bert Wollersheim (61) haben sich bei der Polizei reihenweise Freier als Opfer gemeldet. In Bordellen in der Landeshauptstadt sollen Kunden systematisch mit K.o.-Tropfen betäubt und dann ihre Kreditkarten geplündert worden sein.
„Wir haben zahlreiche Anrufe von Geschädigten bis aus den USA. Das Dunkelfeld scheint unfassbar groß“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch.
Um keine Stammkunden zu verprellen, waren offenbar gezielt weit gereiste Männer ausgewählt worden. Die Polizei richtete für die Opfer eine Telefon-Hotline ein (+ 49 211 8705701). Die Ermittler gehen von über 100 000 Euro Beute aus.
Unterdessen wurde Wollersheim am Mittwoch der Haftbefehl verkündet. Das sagte ein Sprecher des Düsseldorfer Amtsgerichts. Der 61-Jährige kam in Untersuchungshaft. Wollersheims Anwalt Carsten Rubarth sagte auf Anfrage, für ihn sei die Darstellung der Staatsanwaltschaft nicht nachvollziehbar.
Er kenne bislang keinen Beweis, der eine Rolle seines Mandanten als Drahtzieher belegen würde, habe allerdings bislang keine Akteneinsicht gehabt. Der 61-Jährige stehe auch nicht im Verdacht, selbst Menschen betäubt oder unerlaubte Abbuchungen auf ihren Kreditkarten vorgenommen zu haben.
„Wir sind mit der Situation nicht glücklich, aber sehr gelassen“, sagte Rubarth. Auch Wollersheim selbst sei zuversichtlich, dass sein Ruf als ehrlicher Geschäftsmann am Ende des Strafverfahrens weiter Bestand habe.
Um die Opfer von Strafanzeigen abzuhalten, waren sie den Ermittlern zufolge inmitten von Prostituierten und großen Champagnerflaschen abgelichtet worden. Damit sollte ein vermeintlich erheblicher Konsum von sexuellen Dienstleistungen und teuren Getränken dokumentiert werden. Die Fotos seien dann als Druckmittel verwendet worden. Es wird gegen 80 Verdächtige ermittelt.
Bordellbesitzer Wollersheim ist seit vielen Jahren eine schillernde Figur im Rotlichtmilieu. Bundesweit bekannt wurde er mit der Fernseh-Serie „Die Wollersheims“. 400 Polizisten hatten am Dienstag seine Etablissements und sein Anwesen durchsucht.
Wollersheim war Mitte der 1990er Jahre wegen erpresserischen Menschenraubs verurteilt worden und hat bereits eine Weile im Gefängnis verbracht. Eine Prostituierte hatte sich in einen Rechtsanwalt verliebt und war zu ihm gezogen. Als der Anwalt eine „Ablösesumme“ verweigerte, war die Frau auf Wollersheims Ranch am Niederrhein verschleppt und gefangen gehalten worden.
Die aktuellen Tatvorwürfe lauten: schwerer Raub, Erpressung, Betrug, Computerbetrug, schwerer Bandendiebstahl und gefährliche Körperverletzung. Ein ehemaliger Mitarbeiter soll bereits ausgepackt und die Vorwürfe bestätigt haben.