Luftangriftt in Syrien Russland prüft Tod von IS-Anführer Al-Bagdadi

Der meistgesuchte Terrorist der Welt soll nach russischen Angaben getötet worden sein. Totgesagt wurde Al-Bagdadi aber schon häufig. Er regierte sein „Kalifat“ aus dem Verborgenen. In Syrien und im Irak steht der IS aber mit dem Rücken zur Wand.

Der Anführer der IS-Terrormiliz Abu Bakr al-Bagdadi soll bei einem Luftangriff getötet worden sein.

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Moskau. Der Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Bagdadi, könnte nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums getötet worden sein. Das Ministerium prüfe Berichte, wonach Al-Bagdadi (45) bei einem russischen Luftangriff in der Nähe der syrischen Stadt Al-Rakka gemeinsam mit weiteren IS-Führern ums Leben gekommen sein könnte, teilte das Verteidigungsministerium am Freitag in Moskau mit. Allerdings gab es schon häufiger Berichte, nach denen der IS-Chef verletzt oder sogar getötet worden sein sollte.

Der Luftangriff soll den Angaben aus Moskau zufolge in der Nacht auf den 28. Mai erfolgt sein. Al-Bagdadi soll an dem Abend an einem Treffen mit anderen Anführern des Islamischen Staates teilgenommen haben. Sie sollen Routen geplant haben, um die Stadt zu verlassen. Auch andere ranghohe Mitglieder des IS sollen bei dem Angriff getötet worden sein. Das russische Verteidigungsministerium hatte nach eigenen Angaben die USA vorab über den geplanten Luftangriff informiert.

Al-Bagdadi sah sich in der Nachfolge des Propheten Mohammed und beanspruchte als „Kalif“, Führer der gesamten islamischen Gemeinschaft zu sein. Das Kalifat bezeichnet das Herrschaftsgebiet des Kalifen.

Al-Rakka im Osten Syriens gilt als die inoffizielle Hauptstadt des Islamischen Staates. Die Terroristen hatten im Januar 2014 die Kontrolle über die Stadt gewonnen.

Der IS tritt in seinem Herrschaftsgebiet als selbst ernannte Schutzmacht der Sunniten gegen Verfolgung durch Schiiten auf. Die Terrormiliz hat ein Gewaltmonopol mit Polizei und Geheimdienst errichtet. Der IS kassiert Steuern und betreibt eine eigene Justiz. Die Extremisten beherrschen zudem das Bildungssystem, organisieren Sozialunterstützung und verteilen Saatgut an Bauern.

Dreieinhalb Jahre später, Anfang Juni 2017, haben kurdisch geführte Truppen Al-Rakka mit Unterstützung einer von den USA geführten Militärkoalition eingekreist und damit begonnen, in das Stadtgebiet vorzurücken.

Der IS hat zuletzt große Teile seines einstigen Herrschaftsgebietes verloren. Auch in Mossul, seiner letzten verbliebenen Hochburg im Irak, stehen die Terroristen kurz vor einer Niederlage. Sie beherrschen nur noch wenige Stadtviertel. In ihrer Blütezeit stand die IS-Terrormiliz praktisch vor den Toren der irakischen Hauptstadt Bagdad.

Der Aufenthaltsort von IS-Anführer Al-Bagdadi war immer wieder unklar. Nur selten trat der selbst ernannte „Kalif Ibrahim“ in der Öffentlichkeit auf. Am bekanntesten ist sein Auftritt Ende Juni 2014, wenige Tage nach Ausrufung des Kalifats.

Völlig überraschend tauchte er in einer Moschee in der nordirakischen Stadt Mossul auf, wo er die Freitagspredigt hielt. Danach aber zeigte er sich nicht mehr und wandte sich auch nur selten in Botschaften an seine Anhänger - zumeist, wenn es Gerüchte über seinen Tod gab.

Im November 2014 veröffentlichte der IS eine Audiobotschaft - wenige Tage nach Spekulationen über Al-Bagdadis Tod oder Verletzung. Im April 2015 wurde spekuliert, Al-Bagdadi sei bei einem Luftangriff der US-geführten Koalition schwer verletzt worden. Im Oktober 2015 hat die irakische Luftwaffe nach eigenen Angaben einen Konvoi von Al-Bagdadi beschossen, sein Schicksal galt als unklar.

Eine letzte Audiobotschaft des IS-Chefs wurde im Dezember 2015 veröffentlicht. Das danach folgende Schweigen führte zu neuen Spekulationen. dpa