Säureangriff auf Manager war nicht die erste Attacke

Die Polizei sucht zwei unbekannte Männer — und steht vor einem Rätsel. Handschuh am Tatort hinterlassen.

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Haan. Mozartstraße, Richard-Wagner-Weg — das Villenviertel in Haan vor den Toren Düsseldorfs gehört den Komponisten, zumindest den Straßennamen nach. Auf dem kleinen Fußweg, über den der Innogy-Energiemanager Bernhard Günther am Sonntagmorgen vom Brötchenholen gekommen war, erinnert einen Tag später nichts mehr an die Tat. Doch wer hier als Fremder länger verweilt, steht irgendwann der Polizei gegenüber, die ihn bittet, sich auszuweisen.

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Sonntagmorgen, gegen 9 Uhr: Der 51-jährige Bernhard Günther kommt mit frischen Brötchen vom Bäcker. Er ahnt nicht, dass er geradewegs in einen Hinterhalt läuft, als ihn zwei Unbekannte von hinten angreifen und auf den Boden werfen. Dann hat er auch schon die ätzende Säure im Gesicht. Um welche Säure es sich handelt, verraten die Ermittler nicht: „Täterwissen.“

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„Wir haben das Opfer noch nicht vernehmen können“, sagt eine Polizeisprecherin. Es ging alles sehr schnell. Zwischen 20 und 30 Jahre alt sollen die Angreifer gewesen sein. Offensichtlich wurde auch ein Handschuh eines Täters am Tatort hinterlassen. Die Ermittler hoffen nun, daran DNA zu finden. Am Tag nach der Tat zeigen sich — wie schon Innogy am Sonntagabend — auch der Vorstand des Mutterkonzerns RWE sowie der Aufsichtsrat „tief erschüttert“. RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz erklärt: „Die unfassbare Attacke auf Bernhard Günther hat uns zutiefst getroffen. Wir alle sind entsetzt über die schreckliche Tat.“ Der 51-jährige Manager konnte sich noch zurück zu seinem Haus schleppen. Er schwebte zeitweise in Lebensgefahr, wurde mit einem Hubschrauber in eine Spezialklinik gebracht.

Nun ermittelt die Mordkommission „Säure“ in „alle Richtungen“. Dass es sich bei dem Manager um ein Zufallsopfer handelt, glauben die Ermittler nicht. Wenn der Anschlag tatsächlich dem Energiemanager galt, dürften seine Gewohnheiten zuvor ausspioniert worden sein. Zur Frage, ob die Verdächtigen ins Blickfeld einer Überwachungskamera gerieten, will sich die Polizei nicht äußern. Es kursieren mehrere Spekulationen:

Marktmanipulation: Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund wird diese Möglichkeit auch im Fall des Innogy-Managers abgeklärt, versichern die Ermittler und prüfen, ob es auffällige Finanzmarktgeschäfte gab. Immerhin stand Innogy als börsennotiertes Unternehmen kurz vor der Bilanzveröffentlichung. Sollten die Täter auf einen Kursabsturz gesetzt haben, hätten sie sich aber verkalkuliert. Der Kurs bewegte sich gestern leicht im Plus, und das Unternehmen versicherte, dass die Bilanz wie geplant veröffentlicht werden könne.

Politischer Anschlag: Bereits wenige Stunden nach dem Verbrechen gab es die Vermutung, politische Motive könnten hinter dem Angriff stecken. Günther war früher als RWE-Finanzvorstand indirekt auch für das umstrittene Braunkohlegeschäft des Konzerns zuständig. Inzwischen gehört er aber der „grünen“ Sparte von RWE an.

Innogy ist die Ökostrom- und Netztochter des Energiekonzerns, mit 41 000 Mitarbeitern erzeugt sie Strom aus Sonne und Windkraft, ist außerdem ein führender Anbieter von Ladesäulen für Elektroautos. Eine entsprechende Vorgeschichte wie etwa Drohungen gegen den Manager gebe es nicht, sagt eine Sprecherin der Wuppertaler Staatsanwaltschaft.

Der Innogy-Manager ist nicht zum ersten Mal Opfer einer schweren Straftat geworden. Er soll bereits vor mehreren Jahren überfallen und beim Joggen zusammengeschlagen worden sein. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigten, dass Günther (51) schon einmal Opfer einer Körperverletzung wurde. Man schaue sich derzeit die alten Akten noch einmal an.