Innogy-Manager Säure-Angriff in Haan: Polizei will angebliche DNA-Spuren nicht bestätigen
Der Säure-Anschlag auf den Top-Manager Bernhard Günther in Haan bleibt mysteriös. Die Ermittler konnten inzwischen mit ihm reden, weitergebracht hat sie das aber nicht.
Haan. Zwei Tage nach dem Säure-Anschlag auf den Finanzvorstand der RWE-Tochter Innogy, Bernhard Günther, haben die Ermittler noch keinen konkreten Hinweis auf die Täter. Inzwischen habe man mit dem 51-Jährigen reden können, sagte eine Sprecherin der Wuppertaler Staatsanwaltschaft. Das Opfer habe aber selbst keine Hinweise zur Tat geben können.
Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass es bereits vor sechs Jahren einen Überfall auf den Energiemanager gab. Die Tat konnte damals nicht aufgeklärt werden. „Wir prüfen natürlich nun, ob Zusammenhänge zwischen beiden Taten bestehen.“ Derzeit gebe es dafür aber keine Anhaltspunkte. „Wir ermitteln weiter in alle Richtungen, beruflich und privat“, sagte die Staatsanwältin.
Der Energiemanager war vor sechs Jahren - ebenfalls an einem Sonntagmorgen - von zwei Unbekannten beim Joggen überfallen und zusammengeschlagen worden. Die Täter waren damals nach Angaben der „Bild“-Zeitung als Osteuropäer beschrieben worden.
Medien hatten von einem Handschuh berichtet, den die Täter nach dem Säure-Anschlag zurückgelassen hätten. An ihm sei DNA einer Frau entdeckt worden. Es sei zwar in der Parkanlage am Tatort jede Menge Spurenmaterial sichergestellt worden, das derzeit ausgewertet werde. Ein konkreter Hinweis auf einen Täter sei darunter aber bislang nicht, sagte Staatsanwältin Dorothea Tumeltshammer.
Günther war am Sonntag in Haan in einer Parkanlage von zwei Unbekannten angegriffen und zu Boden geworfen worden, als er vom Brötchenholen kam. Sie schütteten ihm ätzende Säure ins Gesicht und liefen davon. Günther erlitt schwerste Verletzungen, schwebte aber am Montag nicht mehr in Lebensgefahr.
Die Tat wurde als versuchter Mord eingestuft. Die Mordkommission „Säure“ ermittelt in dem Fall. Zwischen 20 und 30 Jahre alt sollen die Angreifer gewesen sein.
Der 51-jährige Manager und Familienvater konnte sich noch zurück zu seinem Haus schleppen. Er wurde von Helfern in Schutzanzügen behandelt und mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik gebracht. Die Ermittler suchen Zeugen, die in dem Villenviertel vor den Toren Düsseldorfs Verdächtiges beobachtet haben. Die Täter könnten die Gewohnheiten des Managers ausspioniert haben.
Die Vorstände der Energieunternehmen RWE und Innogy hatten sich tief erschüttert gezeigt. Innogy ist die Ökostrom- und Netztochter des Energiekonzerns RWE. Mit rund 41 000 Mitarbeitern erzeugt sie unter anderem Strom aus Sonne und Windkraft, ist außerdem ein führender Anbieter von Ladesäulen für Elektroautos.
Die Energiebranche scheint verunsichert. Am Montag kündigten mehrere Unternehmen an, man habe die Sicherheitsvorkehrungen für möglicherweise gefährdete Mitarbeiter verschärft.dpa