Sauerland-Prozess: Urteil für Donnerstag erwartet

Düsseldorf. (dpa) Eines der umfangreichsten Terrorverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik steht vor dem Abschluss. Im Prozess gegen die islamistischeSauerland-Gruppe soll an diesem Donnerstag vor dem Düsseldorfer Oberlandesgericht das Urteil verkündet werden - nach gut zehn Monaten Prozessdauer, 65 Verhandlungstagen, derAnhörung von 17 Sachverständigen und mehr als 60 Zeugen.

Das Verfahren füllt
inzwischen mehr als 600 Aktenordner.

Die Bundesanwaltschaft hat für die vier Angeklagten Haftstrafen zwischen 13 und fünfeinhalb Jahren beantragt. Sie hätten einen „in Deutschland einzigartigen Massenmord“ geplant. Die Verteidiger sprechen dagegen vom „größten untauglichen Versuch eines terroristischen Anschlags“ und fordern Strafen unterhalb von zehn Jahren Haft.

Die Angeklagten im Alter von 24 bis 31 Jahren haben umfangreiche Geständnisse abgelegt, die mehr als 1200 Seiten füllen und den Prozess um etwa ein Jahr verkürzt haben. Sie haben gestanden, für die Islamische Dschihad Union (IJU) schwere Bombenanschläge geplant zu haben. Deswegen droht drei der angeklagten eine Verurteilung wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung von Sprengstoffverbrechen.

Daniel Schneider muss sich zudem wegen versuchten Polizistenmordes verantworten. Er war mit Fritz Gelowicz und Adem Yilmaz in einem Ferienhaus in Oberschledorn beim Bombenbau überrascht und festgenommen worden. Atilla Selek kann mit einem Urteil nur wegen Unterstützung der IJU und der mildesten Strafe rechnen. Er hatte keinen Treueeid auf die inzwischen getöteten Terroranführer abgelegt. Dank ihrer umfangreichen Geständnisse haben alle Angeklagten Aussicht auf einen Strafrabatt.

In einem angemieteten Ferienhaus im Sauerland wollten Gelowicz, Yilmaz und Schneider aus mehr als 700 Litern Wasserstoffperoxid - das die Fahnder bereits heimlich verdünnt hatten - Autobomben bauen und Anschläge auf US-Kasernen, Discos, Kneipen oder Flughäfen verüben. Mit der Terrorwelle sollte Deutschland vor der Abstimmung über den
Bundeswehreinsatz in Afghanistan überzogen werden.