Schauspieler Henning Baum: „Männer sehen sich als Sexsymbole“
Der Schauspieler Henning Baum über seinen Sat.1-Kommissar Mike, Höhenangst und Erziehungsziele.
München/Essen. Der Kunstgriff hat sich für Sat.1 gelohnt. Die Hauptfigur der Serie „Der letzte Bulle“ ist Mick Brisgau, der Ende der 80er Jahre bei einem Einsatz schwer verletzt wurde und 20 Jahre im Koma gelegen hat. In einer für ihn völlig veränderten Welt bollert er als Macho alter Prägung durch die Ermittlungen der Kripo Essen — ein Quotenerfolg seit dem Start 2010. Wir sprechen mit dem Schauspieler Henning Baum.
Herr Baum, Mick wirkt sehr furchtlos. Stimmt es, dass Sie selber an Höhenangst leiden?
Henning Baum: Heute nicht mehr. Höhenangst ist ja etwas, das praktisch jeder Mensch hat. Wir haben einfach Angst, runterzufallen. Ich selber bin schon sehr früh dagegen angegangen, indem ich bewusst Jobs in großer Höhe angenommen habe, an Gondeln oder an Gebäuden in 100 Metern Höhe. Weil ich mir das abtrainieren wollte. Das ist eine Herausforderung, der sich jeder Mensch mit klarem Verstand stellen kann.
Spätestens seit Ihrer Rolle als Macho Mick gelten Sie als Frauenschwarm und Sexsymbol. Wie gehen Sie damit um?
Baum: (Lacht herzhaft) Das wird mir zwar öfters mal gesagt, das ist aber nicht konkret spürbar — abgesehen davon, dass sich die meisten Männer für Sexsymbole halten. Und die brauchen das gar nicht von außen bestätigt zu kriegen. Männer gehen mit einem Riesenselbstverständnis durch die Welt und kommen schon mit diesem Selbstverständnis in den Kindergarten.
Wie halten Sie sich sportlich fit?
Baum: Mit einer Art Gymnastiksystem. Das dauert in etwa eine halbe Stunde, und das muss man drei- bis viermal die Woche machen. Dann kann man noch einiges draufpacken, Boxen zum Beispiel. Aber um wirklich fit zu bleiben, muss man nicht mehr als zwei Stunden Zeit in der Woche investieren. Wichtig ist jedoch, dabei konsequent zu bleiben.
Und wie wichtig sind Ihnen Ruheinseln?
Baum: Ich halte jeden Tag meinen Mittagsschlaf — eine 25-minütige Auszeit. Mein kleines Highlight des Tages.
Angenommen, Sie würden nach 20 Jahren aus dem Koma erwachen: Was würde Sie am meisten irritieren?
Baum: Vermutlich würde mich irritieren, dass so viele Menschen selbst an den schönsten Orten der Welt nicht mehr auf das schauen, was um sie herum passiert, oder zu dem Menschen neben sich blicken. Stattdessen starren sie auf seltsame kleine Geräte, auf denen sie wild herumtippen. Es würde mich wirklich erstaunen, warum sie sich so wenig mit dem wahrhaftigen, analogen Leben verbinden, sondern sich offenbar lieber in einer digitalen Welt aufhalten.
Welche Werte wollen Sie Ihren Kindern mit auf den Weg geben?
Baum: Respekt, Ehrlichkeit, Aufmerksamkeit anderen gegenüber, das sollte jeder Mensch seiner Umwelt entgegenbringen. Man muss es selber leben. Und das multipliziert sich dann im besten Falle. Man sollte sich auch im Fernsehen nicht so schreckliche Sachen angucken, wie Menschen schlecht miteinander umgehen.
Zum Beispiel?
Baum: Manche sogenannte Reality-Formate, in denen Wirklichkeit vorgegaukelt wird. Fiktionales Programm hat hingegen nicht die Aufgabe, Menschen zu erziehen. Ein Film muss spannend sein, die Menschen bewegen und unterhalten. Aber Erziehung findest woanders statt.