Zum Wohl der Kinder Scheidungsdrama: „Brangelina“-Aus vor einem Jahr
Los Angeles (dpa) - Für Jahre waren sie Hollywoods Traumpaar, dann plötzlich wurde klar: Es ist aus mit „Brangelina“. Ein Jahr ist die Trennung von Angelina Jolie (42) und Brad Pitt (53) nun schon her.
Nur selten war Jolie seither gemeinsam mit ihren sechs Sprösslingen in der Öffentlichkeit zu sehen. Familienfotos mit dem Vater gab es gar keine mehr.
Das Aus nach elf gemeinsamen Jahren und zwei Jahren Ehe hatte viele Menschen bewegt. Es geschehe „zum Wohl der Familie“, so die knappe Mitteilung von Jolies Team. In ihrem Scheidungsantrag trug sie den 15. September als Datum für die Trennung ein. „Ich bin sehr traurig darüber, aber was am meisten zählt, ist das Wohlbefinden unserer Kinder“, ließ das Pitt-Lager verlauten.
Die US-Medien überschlugen sich mit Spekulationen: Waren Streitigkeiten über die Erziehung der sechs Kinder der Grund? Oder trank und rauchte Pitt für Jolies Geschmack zu viel? Ein Jahr nach der Trennung haben die Ex-Partner manche Mutmaßungen bestätigt, doch der letzte Stand des Scheidungsdramas ist offiziell unter Verschluss.
Zum Wohl der Kinder wollten sie die Scheidung unter Ausschluss der Öffentlichkeit abwickeln, hatten die Eltern im vorigen Januar in ihrer ersten gemeinsamen Erklärung seit der Trennung verkündet. Sämtliche Gerichtsdokumente wollten sie vertraulich behandeln.
„Diese Angelegenheiten können sich sehr lange hinziehen“, erklärt die New Yorker Scheidungsanwältin Jacqueline Newman der Deutschen Presse-Agentur. „Ich gehe davon aus, dass sie im Sorgerechtsstreit Fortschritte gemacht haben, vielleicht ist sogar schon ein Deal ausgehandelt.“ Newman, die selbst Promi-Klienten vertritt, ist mit ihrer Kanzlei nicht an der Jolie-Pitt-Scheidung beteiligt.
„Es fing alles sehr hässlich an, doch dann haben sie schnell einen Weg gefunden, den anderen nicht öffentlich schlecht zu machen“, sagt Newman über den schlagzeilenträchtigen Fall. In den anfänglichen Rosenkrieg wurden sogar die US-Bundespolizei FBI und ein Jugendamt eingeschaltet. Es ging um eine angebliche Auseinandersetzung während eines Fluges, als der Schauspieler mit seinen Kindern unterwegs war. Die Untersuchungen wurden nach wenigen Wochen eingestellt, Pitt wurde nicht belangt.
Doch der Sorgerechtsstreit um die drei leiblichen und drei adoptierten Kinder im Alter von 9 bis 16 Jahren ging weiter. Jolie pochte als darauf, dass die Kinder in ihrer Obhut bleiben und ihren Vater nur bei Besuchen sehen. Pitt strebte eine gemeinsame Sorgerechtsregelung an.
Im Februar schlug Jolie erstmals versöhnlichere Töne an. „Es war eine sehr schwierige Zeit. Aber wir sind eine Familie. Und wir werden immer eine Familie sein“, sagte sie BBC World News. Pitt brach im Mai sein langes Schweigen. Im Interview mit der US-Zeitschrift „GQ Style“ erzählte der Schauspieler, dass er in Therapie sei und von Alkohol Abstand halte. Er wolle nun ein gesünderes Leben führen und mehr Zeit mit seinen Kindern verbringen.
Er habe nach der Trennung bei Freunden Unterschlupf gesucht. Es sei „zu traurig“ gewesen, alleine in seinem Haus in den Hügeln von Hollywood zu sein, so Pitt. Auf den Bildern in der Zeitschrift blickt er mit angegrautem Kinnbart und hagerem Gesicht nachdenklich in die Kamera.
Ihr habe der Trennungsstress und die plötzliche alleinige Verantwortung für die Kinder stark zugesetzt, sagte Jolie im Sommer dem Magazin „Vanity Fair“. Zeitweise habe sie Lähmungserscheinungen im Gesicht gehabt. „Die Zeit war hart und wir können gerade erst wieder durchatmen“, sagte Jolie über die vergangenen Monate, in denen sie mit den Kindern in einer gemieteten Unterkunft wohnte. Inzwischen lebt die Familie in Los Angeles im Stadtteil Los Feliz - in der Nähe von Pitt.
Über die Kommunikation mit ihm äußerte sich Jolie zurückhaltend. „Wir kümmern uns umeinander und wir kümmern uns um unsere Familie, wir arbeiten auch auf dasselbe Ziel hin“, so ihre diplomatische Antwort.
Scheidungsanwältin Newman geht davon aus, dass sich Pitt ein gemeinsames Sorgerecht zu gleichen Teilen wünscht. Jolie dringe vermutlich auf mehr Zeit mit dem Nachwuchs für sich, mutmaßt die Anwältin. Das Millionenvermögen des Paares dürfte aus ihrer Sicht leichter zu teilen sein. Sie geht von einem Ehevertrag aus, der regelt, was jedem Ex-Partner zusteht.
Eine Promi-Trennung im Rampenlicht sei immer schwierig, meint Newman. Doch wenn Kinder mit im Spiel seien, würden sich viele Paare besonders Mühe geben. Als Beispiel nennt sie die Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow und den Coldplay-Sänger Chris Martin. Nach elf Jahren Ehe hatten die Eltern von Moses und Apple 2014 einen Schlussstrich gezogen. Sorgerecht und Gütertrennung wurden privat geregelt.
Ihre Trennung bezeichneten sie als „Conscious Uncoupling“ (etwa: Bewusste Ent-Partnerung). Vor allem auch ihren Kindern zuliebe würden sie immer als Familie verbunden bleiben, ließen Paltrow und Martin wissen. Für „Brangelina“ könnte das vielleicht ein Vorbild sein - immerhin waren Pitt und Paltrow (Co-Stars in dem Thriller „Sieben“) in den 90er Jahren miteinander liiert und auch kurzzeitig verlobt.