Schiffbrüchiger Mexikaner: Auf wackligen Beinen an Land
Nach gut 13 Monaten auf hoher See wird ein angeblich schiffbrüchiger Mexikaner auf einem Südsee-Atoll an Land gespült.
Sydney. Es klingt ein bisschen wie „Schiffbruch mit Tiger“: Ein Mann strandet in der vergangenen Woche im Südpazifik. Er gibt an, monatelang auf dem Meer unterwegs gewesen zu sein. Weiter berichtete er, dass er sich von Schildkröten und Muscheln ernährt und in der Not Blut getrunken habe. Sicher ist bisher nur sein Zustand: Er hat einen wilden Bart und wackelige Beine. Davon abgesehen scheint seine Verfassung gut zu sein.
Das hat Fragen über den Wahrheitsgehalt seiner angeblichen Odyssee aufgeworfen. „Wir haben noch keine Gelegenheit gehabt, seine Geschichte zu verifizieren“, sagte der Außenminister der Marshall-Inseln, Gee Bing, dem australischen Sender ABC. Der Mann sei in der Hauptstadt Majuro schon aus dem Krankenhaus entlassen worden und warte auf seine Heimreise.
Der Mann sagt, er sei José Alvarenga, 37 Jahre alt und spreche nur Spanisch. Ein Mann aus El Salvador dieses Namens habe lange in Mexiko gelebt, bestätigten dort die Behörden. CNN sprach in El Salvador mit Julia Alvarenga, die sagte, sie habe immer gewusst, dass ihr Sohn noch lebe. Der Mann telefonierte auch mit einem Bruder in den USA.
Gesichert ist, dass er vergangene Woche mit einem kaputten Boot und nur einer zerfetzten Unterhose bekleidet auf dem Ebon-Atoll der Marshall-Inseln auftauchte. Die liegen 4000 Kilometer nordöstlich der australischen Stadt Cairns und 10 000 Kilometer westlich von Mexiko.
Dies ist die Geschichte, die er mit Übersetzern inzwischen erzählt hat und die die Behörden verifizieren wollen: Er stach nach eigenen Angaben Ende 2012 in Mexiko zum Fischen in See und wurde abgetrieben. Ein zweiter Mann an Bord sei nach vier Wochen gestorben. Er habe sich von selbst gefangenen Schildkröten, Muscheln, rohen Fischen und Vögeln ernährt und deren Blut getrunken, wenn er kein Regenwasser hatte, erzählte er dem US-Sender Telemundo. Nachdem sein Freund vor Hunger und Durst gestorben sei, habe ihn zwischenzeitlich der Lebensmut verlassen. „Ich wollte mich selbst töten, aber nein . . . ich habe Gott darum gebeten, mich zu retten.“