Schimmelpilz-Gift auf mehr als 4600 Höfen gefunden
Allein in NRW 111 Betriebe betroffen. Politiker drohen der Industrie mit Kontrollgebühren in Millionenhöhe.
Hannover. Was kommt als nächstes — die Marmelade oder das Feierabendbier? Nach drei Lebensmittelskandalen innerhalb kürzester Zeit sind die Verbraucher verunsichert: Wo Rindfleisch draufsteht, ist Pferd drin, was als Bio-Ei gekennzeichnet ist, stammt aus gesetzeswidriger Haltung, und was die Milchkuh frisst, ist mit Schimmelpilz verseucht.
Mit Massenkontrollen haben die Behörden am Wochenende versucht, das ganze Ausmaß der Futtermittel-Verseuchung aufzudecken. Allein in Niedersachsen hatten Tausende Bauernhöfe verseuchten Mais aus Serbien erhalten — deutlich mehr Betriebe als zunächst angenommen.
Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums erhöhte sich die Zahl von 3560 auf knapp 4500. Mittlerweile wurde aber die Sperrung von 79 Höfen aufgehoben, weil Tests dennoch keine Auffälligkeiten bei der untersuchten Milch ergeben hatten. In NRW stieg die Zahl der betroffenen Betriebe unterdessen von 15 auf 111.
Politiker drohen der Industrie mit Kontrollgebühren in Millionenhöhe. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) brachten die Gebühren ins Gespräch.
Wenn die Kosten der Wirtschaft in Rechnung gestellt würden, könne der Staat 30 bis 50 Millionen Euro im Jahr sparen, sagte Meyer. Aigner warf den Herstellern Versagen bei den Eigenkontrollen vor.
Unterdessen hat das ZDF-Verbrauchermagazin „Wiso“ bei einer Stichprobe erhöhte Keimzahlen in Hackfleischprodukten von drei Supermärkten gefunden. In drei von 19 Proben habe ein Labor deutlich erhöhte Werte von Enterobakterien sowie des Fäkalkeims E. coli gefunden, so der Sender am Sonntag. Diese Keime können Durchfallerkrankungen verursachen. dpa