Schlechte Wahl: Falsche Blumen zum Valenstinstag
Stuttgart (dpa/tmn) - 20 langstielige rote Rosen - damit kann man am Valentinstag nichts falsch machen, findet der frisch Verliebte. Die Angebetete aber ist nicht begeistert. Denn: „Rote Rosen stehen für die ganz große Liebe“, betont Agnes Anna Jarosch, Leiterin des Deutschen Knigge-Rats.
Wenn die Beziehung noch frisch ist, sollte es vielleicht eher ein Strauß in Pastelltönen sein. Fettnäpfchen wie diese gibt es viele bei Geschenken zum 14. Februar.
Vor allem die rote Rose gilt dann als Geschenk Nummer eins. Ist sie doch ein deutliches Liebeszeichen. Die Rose sei vor allem wegen ihres Duftes seit der Antike mit der Göttin der Liebe verbunden, erklärt Kunsthistorikerin Marina Heilmeyer aus Berlin, die sich mit Blumensymbolik beschäftigt. Auch andere schön duftende Blumen gelten als Blumen der Liebe, etwa die für Hochzeitssträuße beliebte Hyazinthe oder das Maiglöckchen.
Ebenfalls grundsätzlich für die Liebe stehen Blumen in Rottönen. Aber: Rote Nelken sind stark mit der politischen Linken verbunden, erklärt Heilmeyer. Vorsichtig sollte man auch mit der Farbe Weiß sein, die früher als Farbe des Todes galt, warnt Jarosch. Weiße Nelken und Astern seien deshalb auf keinen Fall geeignet.
Heilmeyer sieht das nicht so eng: „Früher hätte man keine weißen Lilien oder Chrysanthemen geschenkt, weil das klassische Friedhofsblumen waren. Das ist aber heute kein Problem mehr.“ Immerhin: Chrysanthemen liegen heute hinter Rosen auf dem zweiten Platz der Schnittblumen, bestätigt Nicola Fink vom Fachverband Deutscher Floristen. „Eigentlich ist keine Blüte mehr auf ihren Einsatz zu bestimmten gesellschaftlichen Anlässen reduziert.“
Heute sind Blumen aus aller Welt das ganze Jahr über zu relativ kleinem Preis verfügbar - bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts sind Blumengeschenke auf hohe Feierlichkeiten beschränkt gewesen. Mit der Verfügbarkeit sank aber die Bedeutung der Symbolik, die laut Heilmeyer im 19. Jahrhundert am größten war. Sie selbst sieht das Thema auch eher als Spielerei denn als ernsthafte Richtlinie: „Man kann mit dem Namen spielen wie beim Vergissmeinnicht, mit der Farbe, dem Duft oder der Geschichte. Das macht Freude, man kann zu jeder Blume schöne Geschichten erzählen.“
Der ideale Strauß ist also der, der den Geschmack des oder der Beschenkten trifft. Gerade Lieblingsfarben und Lieblingsblumen sollte man vom Floristen berücksichtigen lassen. „Darauf zu achten, zeugt von Sensibilität und Aufmerksamkeit“, bestätigt Knigge-Beraterin Jarosch. Fink sagt aber zur Orientierung: Frauen schätzten vielfach einen „rund gebundenen Strauß mit femininer Wirkung“, für Männer komme eher ein „formal-linearer, grafischer Strauß“ infrage.
Falsch machen kann man auch einiges, wenn es um das Praktische geht: Man sollte zunächst bedenken, wie lange die Blumen unterwegs sind, bis der Beschenkte sie in die Vase stellen kann. Muss der Strauß nach dem Kauf lange transportiert werden oder im Auto liegen, sollte man das dem Floristen mitteilen, rät Fink. Er bindet dann eine feuchte Banderole um die Stiele. Vorsicht sei bei eisigen Temperaturen und großen Temperaturschwankungen geboten: „Man sollte einen Blumenstrauß möglichst rasch aus der Kälte und in frisches Wasser bringen.“
Und der letzte Stolperstein: Ist die Situation die richtige für einen Strauß? „Wenn man sich zum Essen trifft, nachher noch in eine Bar und dann tanzen geht, leidet der Strauß“, sagt Jarosch. Sie rät für ein Rendezvous außer Haus: Den Strauß vorab per Blumenbote schicken.
Literatur:
Marina Heilmeyer: Die Sprache der Blumen. Pflanzen und ihre symbolische Bedeutung, Bassermann 2012, 14,99 Euro, ISBN-13: 978-3809430261
Marina Heilmeyer: Die Sprache der Blumen. Pflanzen und ihre symbolische Bedeutung, Prestel 2016, 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3-8094-3499-3 (Neuauflage erscheint am 11. April 2016)