Schleppendes Ende: „Costa Allegra“ steuert Hafen an
Rom/Hamburg (dpa) - Schleppendes Ende einer Kreuzfahrt: Nach dem Feuer ist die Fahrt der „Costa Allegra“ in den sicheren Hafen zur Geduldsprobe für die über 1000 Menschen an Bord geworden.
Von einem Fischtrawler und zwei Schleppern durch den Indischen Ozean gezogen, bewegte sich das Kreuzfahrtschiff mit rund fünf Knoten (knapp zehn Stundenkilometern) zur Seychellen-Hauptinsel Mahé - ohne Klimaanlage bei drückender Hitze und durch Piratengewässer. Helikopter versorgten Passagiere und Besatzung mit dem Nötigsten. Auf Mahé wurde das Schiff für Donnerstagmorgen erwartet.
Die italienische Reederei Costa Crociere, zu der auch das Unglücksschiff „Costa Concordia“ gehört, bot ihnen eine schnelle Heimreise an - oder einen weiteren Urlaub in einem Luxushotel.
Bei einer Befragung erklärten mehr als 250 Passagiere, sie wollten noch am Donnerstagabend von der Seychellen-Hauptinsel die Heimreise antreten, wie ein Sprecher von Costa Kreuzfahrten in Deutschland am Mittwoch erklärte. Über 370 Passagiere hätten sich dagegen entschieden, auf Kosten des Unternehmens auf den Seychellen in hochklassigen Hotels weiter auszuspannen. Unter den Passagieren sind 38 Deutsche.
Das Feuer im Maschinenraum hatte am Montag zwar niemanden verletzt. Das Schiff fuhr anschließend jedoch ohne Klimaanlage und Stromversorgung durch die Tropen. Die Reederei brachte per Helikopter Material auf das Schiff wie zum Beispiel einen elektrischen Generator, „einfach um Strom herstellen zu können“, berichtete der Sprecher von Costa Kreuzfahrten in Deutschland, Werner Claasen.
Techniker wollten versuchen, mit dem kleinen Generator zumindest die Toiletten wieder in Betrieb zu nehmen. „Die Mannschaft wird alles tun, um die Situation an Bord komfortabler zu machen“, hieß es von der Reederei in Genua. Im heißen und feuchten Klima sorge wenigstens der leichte Fahrtwind dafür, dass es für die Reisenden etwas angenehmer sei. „Weil die Klimaanlage nicht funktioniert, gehen die wenigsten in ihre Kabinen“, berichtete Claasen.
„Die Wärme mit 30 Grad draußen ist erdrückend, aber im Inneren muss es noch schlimmer sein“, wurde der Kapitän des französischen Trawlers „Trevignon“, Alain Derveute, auf der Internetseite des privaten Fernsehsenders Tgcom zitiert. „Wir wissen, das sind Gewässer, in denen Piraten operieren“, sagte er. Aber die Passagiere seien sicher, neun Marinesoldaten seien an Bord der „Costa Allegra“.
Auch Lebensmittel wie frisches Brot sowie Batterien für Handys, rund 400 Taschenlampen, Plastikgeschirr und verschiedene Medikamente wurden auf das Schiff gebracht. Essen kochen konnte die Crew laut Reederei nicht mehr, aber es gebe keinen Mangel an Nahrung. „An Bord gibt es Getränke und kalte Speisen wie Obst, Aufschnitt und Käse“, hieß es. Auch Mineralwasser werde ständig zur Verfügung gestellt. Von Notfällen war dem deutschen Sprecher Claasen nichts bekannt.
Wegen hoher Wellen mussten sich die Passagiere länger gedulden als zunächst erwartet. Der 28 597-Tonnen-Kreuzfahrer, der sonst mit maximal 19 Knoten durchs Meer schippern kann, kam nur langsam voran. „Wir hatten vorher eine Geschwindigkeit von sechs Knoten, jetzt haben wir knapp fünf“, sagte Claasen. Die Reederei korrigierte die Ankunftszeit auf Mahé deshalb von 6 Uhr auf 8.30 Uhr Ortszeit.
Mit einem Schnellboot gelangten unterdessen mehrere Costa-Mitarbeiter auf das Schiff. „Drei bis vier Mitarbeiter kümmern sich jetzt um die Fragen der Passagiere und klären den weiteren Reiseverlauf“, sagte Claasen. Rund zehn Mitarbeiter bereiteten zudem die Ankunft der Passagiere auf der Seychellen-Hauptinsel vor.
Die Havarie der „Costa Allegra“ trifft erneut ein Kreuzfahrtschiff jener italienischen Reederei, der auch das halb gesunkene Unglücksschiff „Costa Concordia“ vor der Küste Italiens gehört.
Die 26-Tage-Seereise sollte eigentlich von Mauritius über Madagaskar durch den Suezkanal bis Savona in Italien führen.