Harry Belafonte wird 85: Einmal als Hamlet auf der Bühne
Harry Belafonte wollte als erster Afroamerikaner den Dänen-Prinzen spielen. Bekannt wurde er stattdessen mit Musik.
New York. Mit zwei langgezogenen Silben wurde Harry Belafonte zum Weltstar: „Daaaay-Ooo“ ist der Auftakt zu dem Calypso-Hit „Banana Boat Song“, bei dem viele sofort einen Ohrwurm haben.
Der Sohn karibischer Einwanderer mit dem strahlenden Lächeln verkaufte weltweit über 100 Millionen Schallplatten mit Songs wie „Island in the Sun“, „Matilda“ und „Jump in the Line“ und spielte in mehr als 40 Filmen mit. Seit Jahrzehnten engagiert sich Belafonte auch politisch. Am Donnerstag feiert er seinen 85. Geburtstag.
Belafonte wurde im New Yorker Stadtviertel Harlem geboren, verbrachte aber einen großen Teil seiner Jugend in Jamaika, der Heimat seiner Mutter.
Als er nach der Militärzeit zufällig in die Welt des Theaters geriet, sprang ein Funke über: Belafonte lernte an der berühmten Schauspielschule von Erwin Piscator zusammen mit dem jungen Tony Curtis und Marlon Brando die Werke von Shakespeare, Brecht und Tschechow kennen.
Er wäre gern der „erste schwarze Hamlet“ geworden, sagte er einmal. Stattdessen lockte Hollywood, wo er in Filmen wie „Bright Road“ (1953) und Otto Premingers „Carmen Jones“ (1954) überzeugte.
Parallel hatte er sich bereits in Nachtclubs mit Folksongs und Balladen der Westindischen Inseln eine Fangemeinde ersungen. Und da war auch der Sprung zum politischen Engagement nicht weit.
Denn was wie fröhliche Urlaubsmusik wirkt, ist eigentlich ein Aufschrei gegen Sklaverei. Das heitere Party-Lied „Island in the Sun“ handelt von Tränen und der harten Arbeit des Zuckerrohrschneidens. „So haben meine Vorfahren ihren Protest verpackt. Schwarze Kunst war immer verschlüsselt“, sagt Belafonte.
Er selbst musste sich mit seiner Kritik nicht verstecken. George W. Bush bezeichnete er als „größten Terroristen der Welt“ und beschimpfte den Außenminister Colin Powell als Lügner und Lieblingssklaven.
Auch von Barack Obama, dem ersten schwarzen Präsidenten der USA, ist er enttäuscht: „Ihm fehlt es an einer fundamentalen Empathie für die, die wirklich gar nichts haben. Ganz egal, ob sie schwarz oder weiß sind“, schrieb er einst.
Belafonte darf das als einer der wenigen ungestraft. Der Sohn eines Schiffskochs aus Martinique und einer Hilfsarbeiterin aus Jamaika hat sich eine moralische Glaubwürdigkeit erarbeitet wie kaum ein Zweiter: Er kämpfte an der Seite von Martin Luther King Jr. für schwarze Bürgerrechte in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und spricht sich als Unicef-Botschafter für die Kinder auf Haiti und im Sudan aus, engagiert sich für Aids-Aufklärung in Afrika.
Als Mitte der 80er Jahre eine Hungerkatastrophe Zehntausende Menschen in Äthiopien dahinraffte, überzeugte Belafonte zahlreiche Pop-Stars, mit dem eigens dafür geschriebenen Song „We Are The World“ an das Gewissen der Menschen in wohlhabenden Ländern zu appellieren. Der Hit brachte mehr als 70 Millionen Dollar ein.
Zu seinem 85. Geburtstag hat Belafonte dann doch die Autobiografie geschrieben, die er eigenen Angaben zufolge eigentlich nie hatte schreiben wollen. „My Song“ erscheint auf Deutsch am 12. März bei Kiepenheuer & Witsch.
Darin verrät Belafonte auch seine dunklen Seiten, zum Beispiel, dass er lange an Spielsucht litt und fast sein ganzes Vermögen verzockte. Nach mehr als 50 Jahren ging außerdem seine zweite Ehe in die Brüche. In Interviews gab er zu, dass er nicht immer treu war. Seit 2008 ist er mit der Fotografin Pamela Frank verheiratet.
Zu seinem Geburtstag hätte er eigentlich nur noch einen großen Wunsch, das verriet er vor kurzem: Ein eigenes Flugzeug würde er gern haben, so eines, wie sein Freund John Travolta hat.