Wälder in NRW Schöner Wohnen für Wölfe

180 Jahre nach dem Abschuss des letzten Tieres in NRW kehrt Meister Isegrim allmählich zurück — Land und Leute bereiten sich darauf vor.

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Düsseldorf. Die Deutschen haben ein Problem mit dem Wolf — das steht für Umweltschützer Josef Tumbrinck fest. Woran es liegt? Der Landeschef des Naturschutzbunds (Nabu) in NRW rätselt. Urängste, Rotkäppchen, Nahrungskonkurrenz, männliche Jagd-Instinkte — alles Mögliche. „Das ist nichts Rationales“, stellt der Naturschützer bei der Vorstellung des Nabu-Jahresberichts fest. In anderen Ländern gingen die Menschen mit der Rückkehr des Wolfes „normal“ um. „Wir müssen uns noch daran gewöhnen.“ Das sei zwingend, denn die Indizien seien klar: „Noch zwei bis drei Jahre — dann ist NRW Wolfsland.“

1835 wurde im westfälischen Ascheberg-Herbern der letzte Abschuss eines Wolfes dokumentiert. 180 Jahre später wurden nun aber gleich zwei Wölfe innerhalb eines Monats aktenkundig: Im Januar tappte Meister Isegrim im Siegerland in eine Fotofalle. Ein weiterer Artgenosse wurde im ostwestfälischen Stemwede nachgewiesen. „In Niedersachsen haben sich innerhalb von nur drei Jahren fünf Rudel gebildet“, berichtet Tumbrinck. „Allein im vergangenen Jahr mit 22 Jungtieren.“ Damit steht auch für das Düsseldorfer Umweltministerium fest: „Wir sind Wolf-Erwartungsland.“

Deutschland wäre aber nicht Deutschland, wenn die Rückkehr des Raubtiers nicht generalstabsmäßig vorbereitet würde. So gibt es im NRW-Umweltministerium bereits einen Wolfsmanagement-Plan, eine „Arbeitsgruppe Wolf“ beim Landesamt für Naturschutz und einen „Luchs-und-Wolf-Berater“ beim Landesbetrieb Wald und Holz.

„NRW ist in der Wolf-Stufe 1“, hatte der Leiter der „Arbeitsgruppe Wolf“ bereits vor einigen Monaten angekündigt und einen Maßnahmenkatalog vorgestellt. Dazu gehört die Regelung praktischer Fragen wie Herdenschutzzäune für Schafe und Entschädigungspflichten des Ministeriums „im Falle Wolfs-verursachter Haustierverluste“.

Im Prinzip biete ganz NRW attraktive Lebensräume für Wölfe, erklärt Tumbrinck. „Er ist kein Waldtier. Er sucht auch die offene Kulturlandschaft.“ Damit komme auch die Wahner Heide oder der Königsforst vor den Toren Kölns infrage. Im großen Flächenland NRW wären „mindestens zehn Rudel tragfähig fürs Land“, meint Tumbrinck. „Das wären bis zu 80 Tiere.“

Auf der Speisekarte ganz oben stehen bei Wölfen junge Wildschweine. Auch Schafe und Rehe werden gern gerissen. „Der Wolf wird das Öko-System verändern“, erklärt Tumbrinck. Das sei aber erwünscht, denn es fehlten Raubtiere wie Bären, Wölfe oder der Luchs als Regulatoren an der Spitze der Nahrungskette. Das führt zu Überpopulationen bei Tieren ohne Fressfeinde.