Schulabschluss während Corona Steinmeier lädt zur „digitalen Abschlussfeier 2020“ ein

Berlin · Corona hat auch den Schulabsolventen in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die üblichen Abschlusspartys mussten ausfallen. Der Bundespräsident und seine Frau bieten jetzt ein kleines Trostpflaster - online, wie in diesen Zeiten üblich.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gratuliert allen Abschlussklassen in einem Video, weil die Feiern gerade alle ausfallen.

Foto: dpa/Steffen Kugler

Die letzte Klausur geschrieben, die Schulbücher für immer zugeklappt, den Abschluss geschafft - und dann? Party! So schaut es normalerweise aus, wenn junge Leute das Kapitel Schule beenden. Aber was ist in diesem Corona-Jahr schon normal? An ausgelassene Feten und feierliche Abschlussfeiern war in Zeiten von Kontaktverboten und Abstandsregeln nicht zu denken. Daran kann auch der Bundespräsident nichts mehr ändern. Aber als kleine Entschädigung für dieses enttäuschende Ende eines wichtigen Lebensabschnitts laden Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender die rund 1,9 Millionen Schulabgänger bundesweit in diesem Jahr nun zur „digitalen Abschlussfeier 2020“ ein.

Zu erleben ist sie von diesem Mittwoch an auf der Internetseite „www.abschlussfeier-2020.de“. Dort wenden sich Steinmeier und Büdenbender sowie mehr als 70 Prominente an alle Schulabgänger - von der Hauptschule bis zum Gymnasium. „Ich bin, ganz Deutschland ist stolz auf Euch“, versichert Steinmeier den Absolventen in einer Videobotschaft aus dem Großen Saal des Schlosses Bellevue, vor leeren Stuhlreihen und inmitten eines Teppichs aus bunten Luftballons.

Wie das Präsidentenpaar wenden sich auch die Prominenten zum Teil mit eigenen Schulfotos und jeweils einer Videobotschaft an die Schulabgänger. Beim Staatsoberhaupt kommt diese naturgemäß ganz seriös daher: „Die Schule liegt jetzt hinter Euch. Seid neugierig auf das, was kommt“, rät ihnen Steinmeier. Manches werde schwieriger nach Corona. „Aber ich will Euch Mut machen: Euer Wissen, Euer Können, Eure Neugier, Euer Engagement, all das wird gebraucht.“

Und manchmal klingt es flapsiger, etwa wenn die Hamburger Dragqueen Olivia Jones „meine Abschlusshasen“ grüßt und ihnen mit auf den Weg gibt: „Die Schule ist vorbei und jetzt geht's in die freie Wildbahn. Seid mutig, kämpft für Eure Träume, die Welt braucht Euch, und zwar nicht nur, um in die Rentenkasse einzuzahlen. Denkt immer dran, dass auch aus Paradiesvögeln noch was werden kann.“

Zu den teilnehmenden Prominenten zählen Fußballer wie Joshua Kimmich und Toni Kroos, Musiker wie Max Giesinger und Lary, Moderatoren wie Palina Rojinski und Joko Winterscheidt, Schauspieler wie Sibel Kekilli und Matthias Brandt sowie Kabarettisten wie Bülent Ceylan und Michael Mittermeier.

So mancher Promi erzählt von seinem eigenen Schulabschluss: „Es war nicht wie bei Euch mit sehr viel Abstand. Es war mit sehr wenig Anstand. Ich war sehr betrunken, ich habe es mächtig krachen lassen“, erinnert sich Moderator Micky Beisenherz. Mancher nutzt sein Video auch, um seine eigenen Botschaften zu transportieren. So erinnert die Fridays-for-Future-Aktivistin Luisa Neubauer daran, dass es neben der Corona-Pandemie auch noch die Klimakrise gebe: „Klimastreiken geht auch nach der Schule - wir sehen uns auf der Straße.“

Der Bundespräsident und seine Frau wollen nicht nur unterhalten, sondern den in eine unsichere Zukunft startenden Jugendlichen auch Mut machen. „Als ich damals mit 16 meine Ausbildung als Industriekauffrau begann, wusste ich auch nicht, worauf ich mich da genau einlasse. Und schon gar nicht konnte ich damals vorhersehen, dass ich irgendwann mal als Richterin arbeiten würde“, sagt Büdenbender in ihrem Video.

Einer kann Corona und der deshalb ausgefallenen Abschlussfeier sogar etwas Positives abgewinnen. „Ich kann nicht tanzen“, verrät Momme Carstensen, der gerade seinen Abschluss an der Fridtjof-Nansen-Schule in Flensburg gemacht hat. „Und egal, wie sehr ich einen Groll gegen Corona hege: Ich glaube, es hat mich einfach vor einem der peinlichsten Momente meines Lebens gerettet.“

(dpa)