Taschendiebstähle Schutz vor Dieben: Augen auf und Tasche zu

In NRW verzeichnet die Polizei im ersten Halbjahr fast 30 000 Taschendiebstähle. Mehr Prävention soll die Bürger schützen. Die Aufklärungsquote ist sehr gering.

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Düsseldorf. „Augen auf und Tasche zu“ — so lautet das Motto der Aktionswoche der Polizei gegen Taschendiebe, die NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag in Köln vorgestellt hat. „Die Täter sind meist bandenmäßig organisiert und gehen arbeitsteilig vor“, sagte Jäger. In scheinbar beiläufigen Situationen lenke ein Täter die Opfer ab. Die Komplizen wiederum rempeln Personen an oder fragen nach der Uhrzeit und verschafften sich so Möglichkeiten zur Tat. Ein Mittäter nutze so einen kurzen Augenblick der Unachtsamkeit aus und entwendet dann unbemerkt Geldbörse oder Handy. „Mit der Beute verschwinden die Taschendiebe meist, bevor das Opfer überhaupt merkt, dass etwas fehlt“, so Jäger. Im vergangenen Jahr haben Taschendiebe in Nordrhein-Westfalen fast 55 000 Mal zugeschlagen.

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Mit der Aktionswoche „Augen auf und Tasche zu“ möchte die Polizei die Bevölkerung für dieses Thema sensibilisieren. Im Mittelpunkt steht die Prävention. Experten der Polizei geben Verhaltens-Tipps. „Sie erklären, mit welchen Tricks die Täter arbeiten und wie der beste Schutz dagegen aussieht“, sagte der NRW-Innenminister.

Die Experten der Polizei warnen: Taschendiebe lieben das Gedränge. Deren „Revier“ erstreckt sich über öffentliche Verkehrsmittel, Bahnhöfe, Flughäfen, Fußgängerzonen, Messen oder Volksfeste. Auch Kunden, die in Geschäften arglos Waren betrachten, Kleidung probieren oder ihre Einkäufe erledigen, sind beliebte Opfer von Taschendieben, so die Experten. Dabei sind die Langfinger laut Ermittler natürlich nicht leicht zu erkennen, sie fallen nicht auf. Sie können männlich, weiblich, alt oder jung sein — und immer häufiger handelt es sich nach Erfahrungen der Polizei um Jugendliche und sogar Kinder. „Die Diebe sind meist unauffällig gekleidet und treten freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend auf“, sagte am Montag Nadja Kwasny, Sprecherin des NRW-Innenministeriums.

Neben der Prävention setzt die Polizei laut Jäger vor allem auf mehr Präsenz uniformierter Polizeikräfte im öffentlichen Raum. Der NRW-Innenminister versprach aber auch, dass darüber hinaus verstärkt zivile Ermittler „gegen die Langfinger im Einsatz sind“.

Im ersten Halbjahr dieses Jahres hat die NRW-Polizei 29 056 Fälle von Taschendiebstahl registriert, das ist ein leichter Anstieg von 0,44 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach Angaben Jägers stammen 60 Prozent der in diesen Fällen ermittelte Tatverdächtigen aus Rumänien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Marokko oder Algerien.

Die Zahl der Taschendiebstähle war nach Angaben des NRW-Innenministeriums zuletzt in den ersten Halbjahren 2013 (25 187/plus 8,64 Prozent) und vor allem 2014 (29 172/plus 15,82 Prozent) signifikant gestiegen. Als Reaktion hatte die Polizei ihre Kräfte verstärkt und diesen Trend gestoppt. In der ersten Jahreshälfte 2015 ging die Zahl dann leicht um 0,83 Prozent zurück (28 930) um nun wieder leicht anzusteigen.

Die meisten Täter wurden Jäger zufolge nicht gefasst: Die Aufklärungsquote betrage bei Taschendiebstählen nur fünf bis sechs Prozent.

Weitere Informationen gibt es unter polizei.nrw.de