Sechs Tote durch Unwetter in NRW - Aufräumarbeiten dauern an
Opfer suchten Schutz vor dem Unwetter. Autopendler standen am Dienstag in langen Staus. Ausfälle bei Zügen und Straßenbahnen.
Düsseldorf/Krefeld. Der Himmel war pechschwarz, es regnete sinnflutartig, Blitz und Donner im Sekundentakt. Neun Menschen suchten daraufhin am Pfingstmontag Schutz vor dem Orkan in einer Gartenlaube im Düsseldorfer Stadtteil Reisholz, anstatt in die etwa 100 Meter entfernt liegenden Häuser zu flüchten. Ein verhängnisvoller Fehler, denn der Sturm riss zwei riesige Bäume samt Wurzel aus dem Erdreich.
Einer stürzte auf die Oberleitung der Deutschen Bahn und richtete kaum Schaden an. Doch der andere krachte auf das kleine Holzhäuschen und erschlug drei Menschen. Für zwei Männer im Alter von 56 und 53 Jahren sowie eine Frau (52) kam jede Hilfe zu spät. Sechs weitere Personen, zwei Männer und vier Frauen im Alter zwischen 19 und 47 Jahren, wurden zum Teil schwer verletzt.
Insgesamt mindestens sechs Tote hat das Unwetter vom Pfingstmontag in NRW gefordert. In Krefeld zerstörte ein umgestürzter Baum eine Stromleitung. Ein Radfahrer (28), der sich in der Nähe befand, starb an einem Stromschlag, wie die Leitstelle der Polizei mitteilte. Wiederbelebungsversuche der Freiwilligen Feuerwehr und des Rettungsdienstes blieben erfolglos.
In Köln wurde am Montagabend ein Mann nach Polizeiangaben von einem Baum erschlagen. Vermutlich durch einen Blitzeinschlag sei eine etwa 20 Meter hohe Buche durchgebrochen. Sie stürzte auf die Fahrbahn und traf den Radfahrer. In Essen starb ein Mann bei Aufräumarbeiten. Er hatte kurz vor Mitternacht versucht, eine Fahrbahn zu räumen. Nach Angaben der Feuerwehr brach er dabei plötzlich zusammen.
Am Morgen nach Blitz, Donner und Starkregen bekamen die Berufspendler die Auswirkungen der Unwetter-Walze zu spüren. „Solch ein Chaos habe ich noch nie erlebt“, stöhnte Martina Hennen (34). „Vier Stunden habe ich nach Düsseldorf gebraucht.“ Sonst ist die Textil-Ingenieurin mit dem Auto von Mönchengladbach in die Landeshauptstadt knapp 25 Minuten unterwegs.
So wie sie suchten sich die Autofahrer einen Weg durch abgebrochene Äste und herumgeflogene Gegenstände — doch irgendwann lag da doch noch der Baum, der endgültig das Weiterkommen stoppte. Der Autoverkehr in der Landeshauptstadt war noch am Nachmittag teilweise komplett zum Erliegen gekommen. So musste die Südbrücke gesperrt werden, weil ein Baum umzustürzen drohte. Der linksrheinische Rheinalleetunnel war in Richtung City dicht, weil er unter Wasser stand.
Auch auf den Schienen ging nichts mehr: Fast alle Straßenbahnen in Düsseldorf fielen aus. Mitarbeiter der Rheinbahn müssen mehr als 330 Gleis-Kilometer überprüfen, Schäden an Gleisen und Oberleitungen beseitigen. Wie lange dies dauert, sei unklar, hieß es.
Auf den Bahnhöfen warteten viele Menschen vergeblich auf den Zug. In Düsseldorf bildeten sich lange Schlangen am Taxistand. Wer endlich eine Droschke erwischte, kam dann aber auch nur im Schritttempo voran. Bis zum Mittag war Wuppertal der letzte Bahnhof vor den Streckensperrungen in Richtung Düsseldorf, zahlreiche Pendler strandeten am Hauptbahnhof und mussten sich dort damit abfinden, dass fast alle Anschlusszüge ausfielen.
Viele kehrten entnervt um, riefen den Chef an und blieben zu Hause. Ansonsten kamen Wuppertal und die bergischen Nachbarstädte Solingen und Remscheid relativ glimpflich davon — umgestürzte Bäume, der ein oder andere Blitzeinschlag, aber keine Toten oder Verletzten.
Gute Nerven und viel Geduld waren auch im Kölner Hauptbahnhof gefragt. Wichtige Strecken wie die nach Düsseldorf, Wuppertal und Mönchengladbach waren gesperrt. Auch bei den S-Bahnen gab es viele Ausfälle. Für Reisende war es allerdings äußerst schwierig, an Informationen zu gelangen.