Kachelmann macht WDR-Chef Buhrow für Unwetter-Tote verantwortlich

Der frühere ARD-Wetterexperte fordert den Intendanten wegen fehlender Warnungen zum Rücktritt auf.

Jörg Kachelmann übt Kritik an WDR Intendant Tom Buhrow.

Jörg Kachelmann übt Kritik an WDR Intendant Tom Buhrow.

Foto: dpa

Köln. Unter der Überschrift „Sechs Tote und der WDR: Treten Sie zurück, Tom Buhrow“ hat Jörg Kachelmann auf seinem Internet-Blog „Kachelmannwetter“ den Intendanten des Westdeutschen Rundfunks persönlich für die Todesopfer des Pfingstmontag-Unwetters verantwortlich gemacht.

Erst habe der Sender seine Zuschauer und Zuhörer alleine gelassen und sie am Ende auch noch angelogen. Kachelmann wörtlich an Buhrow: „Durch Ihr Nichtstun sind Sie mitverantwortlich, dass Menschen verletzt und getötet wurden.“

Dass der frühere ARD-Wetterexperte wortgewaltig austeilt, wenn seiner Meinung nach das Wetter nicht ordentlich oder lautstark genug vorhergesagt wurde, ist nicht neu. 2002 grillte er verbal den Deutschen Wetterdienst (DWD), weil der Staatsdienst die Entwicklung des Elbe-Hochwassers etwas zu optimistisch eingeschätzt hatte.

2007 bezog der DWD von Kachelmann Prügel, weil der einstige „Wettermann“ die Kyrill-Folgen diesmal reichlich übertrieben dargestellt fand. Dass Kachelmann den Rücktritt eines Senderchefs fordert und ihn persönlich für Unwettertote verantwortlich macht, stellt freilich eine neue Qualität dar.

Im Kern wirft Kachelmann dem WDR und Tom Buhrow vor, viel zu spät vor dem drohenden Unwetter in Orkanstärke gewarnt zu haben. „Sie und Ihr Sender hatten und haben keinen Plan, wie Sie etwas Wichtiges tun können, tun müssen, wenn es um Leib und Leben Ihrer Gebührenzahler geht. Ich zweifle nicht, dass Sie heute tolle Sondersendungen machen werden, womöglich einen peinlichen ARD-Brennpunkt produzieren, in dem Sie die Orte zeigen, an denen Menschen gestorben sind“, so Kachelmann.

Und weiter: „Diese Menschen hätten nicht sterben müssen, hätten alle mitgeholfen, die Zuschauer in NRW live erreichen zu können und rechtzeitig zu warnen. Sie sind gemeint. Sie und Ihr Sender waren gestern entweder faul, inkompetent, ignorant oder alles zusammen. In staatstragenden Tagesthemen-Kommentaren wird bei solchem Fehlverhalten durch Politiker gerne ein Rücktritt gefordert.“

Tatsächlich nahm der WDR am Pfingstmontag vor allem eine Berichterstatter-Rolle ein. Im Radiosender WDR 2, der über mehrere Stunden keinen Überblick über die Lage liefern konnte, forderte der Moderator die Zuschauer auf, Gewitter-Bilder an den Sender zu schicken.

Kachelmann hielt dem Sender im Kern vor, weder Vorsorge getroffen noch vom geplanten Programm abgewichen zu sein. Der WDR reagierte auf Kachelmanns mediale Attacke zunächst gar nicht und dann merkwürdig kleinlaut: Die Pressestelle des WDR twitterte am Mittag ohne weiteren Bezug: „#Unwetter am Pfingstmontag: #WDR hat seit 6 Uhr morgens gewarnt. Für heute sind Sondersendungen geplant.“ Red