Seine Majestät steht gern im Stau

Céphas Bansah lebt als Kfz-Meister in Deutschland — und ist ganz nebenbei König seines afrikanischen Heimatdorfes.

Ludwigshafen. Wenn Céphas Bansah eines nicht verstehen kann, dann Autofahrer, die über den Stau auf Deutschlands Straßen klagen. Bansah steht gern im Stau. Jedenfalls solange ihn eine Baustelle an der Weiterfahrt hindert. „In Deutschland tut sich was, es wird investiert. Ich finde das großartig“, sagt er. In seinem Heimatland holperten die Autos immer noch über Schotterpisten.

Der 62-Jährige, der seit rund 40 Jahren in Deutschland lebt, weiß, wovon er spricht. Bansah ist König des Bezirks Gbi im Osten Ghanas, einer Region in der Nähe des Voltasees. Rund 300 000 Menschen vom Stamm der Ewe zählen zu seinen Untertanen. Täglich kommuniziert er mit ihnen per Fax, E-Mail oder Telefon. Denn der König ist auch Kfz- und Landmaschinenmeister — mit eigener Werkstatt in Ludwigshafen.

40 Jahre ist es her, dass der Großvater den Enkel nach Deutschland in die Lehre schickte. „Dass ich rund 20 Jahre später König bin — damit habe ich damals nicht gerechnet“, sagt er heute.

Der König ist offen, nimmt Menschen rasch für sich ein. Im fremden Land lebt er sich schnell ein. Bansah singt gern und tritt mit Soul-Nummern in Diskotheken auf. Noch heute schwingt Stolz in seiner Stimme mit, wenn er erzählt, wie die Weinbaugemeinde Trittenheim an der Mosel ihn 1999 zu ihrem Weinkönig machte: „Ich habe mich in Deutschland immer wohl gefühlt. Die Deutschen sind sehr sanft.“

Seine Heimat hat Bansah trotzdem nie aus dem Blick verloren. Mit einem alten Bus karrte er mehrfach Hilfsgüter in die Heimat. „Das war eine furchtbar lange Strecke“, erinnert er sich und lacht.

Aber wie kam er zu den Königswürden? 1987, 17 Jahre nach seiner Ankunft in Deutschland, liegt Bansahs Großvater im Sterben. Die Stammesältesten suchen verzweifelt nach einem Nachfolger. Eigentlich hätte Bansahs Vater oder der Bruder den Posten übernehmen sollen. Doch beide sind Linkshänder. Die linke Hand gilt als unrein, beiden bleibt das Amt damit verwehrt. Irgendwann fragen die Ältesten Bansah, den sie als hilfsbereiten Menschen schätzen. Er sagt zu.

Mehrmals im Jahr reist der König in die Heimat. „Ich helfe, wo es geht“, sagt er. Sein aktuelles und bislang größtes Projekt: Ein Schuldorf mit einer Berufsschule und, natürlich, einer Kfz-Werkstatt.