Zimmer mit Absatz: Londoner vermieten zur Hochzeit

London (dpa) - Nigel Lewis ist zum Weglaufen zumute. Je näher die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton am 29. April rückt, desto stärker wird der Fluchtreflex. „Wir werden in unsere Heimat nach York fahren“, sagt Lewis, der mit seiner Frau im Süden Londons lebt.

„Das bringt uns bestimmt an die 600 Pfund. Das ist schon ein Skiurlaub.“ Wie man mit der Vermählung des Jahrzehnts Geld machen kann, haben mittlerweile nicht nur die Souvenirhändler, sondern auch die ganz normalen Londoner heraus. Während zigtausende Touristen zu dem Ereignis in die britische Hauptstadt strömen werden, vermieten die Einheimischen ihre Wohnungen und Häuser unter und flüchten.

Immobilienmarkt-Analyst Lewis kam die Idee, seine eigene Wohnung zum Hotel auf Zeit zu machen, nachdem er bei seiner Arbeit das Thema entdeckt hatte. Zwar ist das Untervermieten von Zimmern, Wohnungen und ganzen Häusern für London nichts Neues, sagt er. Zu Ereignissen wie Wimbledon oder dem Londoner Marathon gab es das schon immer. Doch die Hochzeit ebenso wie die Olympiade 2012 verbreiten den Trend. „Wir merken einen starken Anstieg sowohl bei der Nachfrage als auch beim Angebot“, erläutert Lewis.

Rausspringen kann bei der Methode für beide Seiten etwas. Einige Hotels haben die in London ohnehin oft schockierenden Preise für das Hochzeitswochenende nochmals erhöht. Außerdem füllen sich die Zimmer langsam, auch wenn nach Angaben des offiziellen Touristenbüros „Visit London“ noch immer ausreichend zu haben sind. Die Gäste können mit privatem Wohnen sparen und zentral wohnen. Und die Londoner, geplagt von hohen Mieten, können sich einen Zuschuss verdienen.

„Der größte Teil der Leute will ein Einzelzimmer vermieten“, heißt es in einer methodisch nicht näher erläuterten Untersuchung der Internetseite „Find a property“, die entsprechende Angebote vermarktet. Ein Viertel der Leute wollten ihr ganzes Haus freigeben. Rund vier Prozent planten eine Art Kurzzeit-Hotel, in dem sie ihre Zimmer einzeln anbieten wollten. Wie viele Menschen genau mitmachen, lässt sich schwer herausfinden, denn neben den professionellen Seiten gibt es auch mehrere offene Internetbörsen mit Privat-Angeboten.

Was man zahlen muss und wie viel Geld zu machen ist, darüber gibt es ebenfalls geteilte Meinungen. Matthew Parker, Gründer der Untervermieter-Internetseite „london rent my house“, verspricht seinen Kunden Einnahmen von bis zu 5000 Pfund (5870 Euro) und mehr für ein Wochenende - allerdings abhängig von Größe und Lage des Hauses. Auch Lewis sieht die Einnahme- und Ausgabemöglichkeiten im Tausender-Bereich. Auf Online-Börsen wie „Gumtree“ werden Wohnungen für eine ganze Familie zu Preisen von rund 1750 Pfund pro Woche angeboten. Laut der „Find a property“-Studie wollen Dreiviertel der Anbieter von Einzelzimmern rund 50 Pfund pro Nacht nehmen.

Doch für alle kommt das Untermieten nicht infrage, meint Lewis. „Man muss schon bereit sein, sich die Mühe zu machen“, sagt er. „Am einfachsten ist es vermutlich, ein Einzelzimmer zu vermieten, denn das lässt sich auch steuerlich leichter regeln.“ Angst vor wenig vornehmen Hochzeitsgästen, die den heimischen Palast zerstören, müsse man nicht haben, wenn man vorher einen Vertrag aufsetze und sich Kaution und Miete geben lasse. „Arbeit macht das natürlich schon.“