Seit 15 Jahren auf Mietersuche

Die Sendung feiert Geburtstag. Moderatorin Christine Westermann über schwierige und schöne Momente.

Berlin. Vom Geheimtipp zum Dauerbrenner mit Kultpotenzial: Die unkonventionelle WDR-Talkshow „Zimmer frei!“startete 1996, jetzt feiern die Moderatoren Christine Westermann (62) und Götz Alsmann (53) den 15. Geburtstag der Sendung.

Frau Westermann, seit 15 Jahren moderieren Sie mit Götz Alsmann die Talkshow „Zimmer frei“. Welcher Gast war Ihnen denn der liebste?

Westermann: Unter den fast 600 Gästen gab es einige, die man noch eine Zeit lang im Herzen hatte, bis sie dann von anderen verdrängt wurden. Koch Alfons Schuhbeck würde mir spontan einfallen.

Warum gerade der Fernsehkoch Schuhbeck?

Westermann: Weil er sehr offen und amüsant war. Er hat nach der Sendung in der Garderobe sein Hemd ausgezogen, um uns seinen durchtrainierten Oberkörper zu zeigen — das war zwar sehr schräg, aber nicht die Spur peinlich. Er wollte uns demonstrieren, dass man mit ein bisschen Training auch jenseits der 50 noch fit sein kann. Es gab so viele gute Gäste, Eva Mattes zum Beispiel. . .

. . . die „Tatort“-Kommissarin.

Westermann: Genau. Sie erzählte von einer Seherin, bei der sie war. Die hatte vermutet, Eva Mattes sei in einem früheren Leben eine Anführerin bei den Hunnen gewesen. Das Gespräch hatte etwas Magisches. Ganz anders war Armin Maiwald, der Erfinder der „Sendung mit der Maus“, der seine Rührung nicht zurückhalten konnte, als er von einem Kindheitserlebnis erzählte. Das sind Momente, die schwierig, aber auch schön sind.

Treffen Sie vor der Sendung Absprachen mit den Gästen?

Westermann: Nein. Aber es gibt einen Grundsatz: Wenn im Dossier steht, über dieses oder jenes möchte er oder sie auf keinen Fall reden, dann spreche ich dieses Thema nicht an.

ZDF-Moderator Cherno Jobatey ist für Minuten verschwunden, als Alsmann und Sie ihn wegen seiner früheren Legasthenie aufgezogen haben.

Westermann: Wir haben ihn nicht aufgezogen, er selbst hat das überall öffentlich zum Thema gemacht. Er hat übrigens damals die Ausstrahlung der Sendung verhindert. Aber ich glaube, dass sich beide Parteien nicht mit Ruhm bekleckert haben. Ich hätte ihn gern noch mal als Gast — um zu sehen, wie erwachsene Leute zwölf Jahre nach einem solchen Eklat miteinander umgehen. Es ist bei „Zimmer frei“ wie im richtigen Leben: Entweder die Chemie stimmt oder sie stimmt nicht. Wenn nicht, wird es spannend.

Sind Schauspieler schwieriger als andere Gesprächspartner?

Westermann: Das will ich so nicht behaupten. Gregor Gysi zum Beispiel war über Jahre mein Wunschgast, und als er dann endlich kam, war er eher eine Enttäuschung. Er wollte wohl alles politisch korrekt über die Bühne bringen. Das war langweilig. Wenn ich merke, dass Gäste keine Spontaneität zeigen, dann werde ich leicht ungeduldig. Aber ich habe Götz Alsmann als ausgleichendes Element an meiner Seite.

Wie in einer alten Ehe.

Westermann: Ja, das trifft es ganz gut. Wir sind gute Freunde, haben es aber kurioserweise nicht einmal geschafft, zusammen mit unseren richtigen Ehepartnern essen zu gehen.