Trennung per SMS: Knigge sagt dazu Ja

Die meisten lehnen das Liebes-Aus per SMS strikt ab. Die Gralshüter der Etikette finden die digitale Form der Trennung hingegen akzeptabel.

Hamburg. Maximal 160 Zeichen hat eine SMS. Das ist nicht viel. Aber im Zweifel genug, um eine Liebesbeziehung aus der Ferne zu beenden. Sandy Meyer-Wölden machte es im Jahr 2008 vor — und beendete die Beziehung zu Boris Becker mit knappen Zeichen.

Die Frage, wie SMS & Co. den menschlichen Umgang verändern und wo die Grenzen des guten Geschmacks verlaufen, sorgt für wütende Debatten. Schlussmachen per Handy, das versetzte jüngst die deutsche Knigge-Gesellschaft, Gralshüterin zeitgemäßer Anstandsregeln, in Aufruhr. Ihr Vorsitzender Hans-Michael Klein hatte es gewagt, das Aus per SMS als unter gewissen Umständen akzeptabel zu bezeichnen.

Die Folge war Streit und der Austritt von empörten Mitgliedern. „Ich habe in ein Wespennest gestochen“, sagt der 54-Jährige. Er werde mittlerweile in E-Mails als „Verräter“ an jenen Werten bezeichnet, die seine Gesellschaft hochhalten solle, berichtet Klein. Frauen beschimpften ihn als „Chauvinisten“, weil er eine „Wegwerfmentalität“ in Liebesdingen befördere.

Klein plädiert dafür, situationsgerechte Maßstäbe für den Gebrauch neuer Kommunikationsformen zu entwickeln, statt diese zu verteufeln. Liebes-Aus per Handybotschaft komme zunächst nur für Paare in Frage, die „handy-affin“ seien und viel über Mobiltelefon und SMS kommuniziert hätten, sagt Klein.

Die Frage sei zudem, ob sich die Betreffenden bei einer Trennung per Brief oder Gespräch überhaupt mehr zu sagen hätten als einen Satz. Wenn auch ein Brief kaum mehr als eine Zeile hätte oder ein Partner auf eine Aussprache verzichten wolle, dann sei die Kurznachricht eine moderne Option, meint Klein. „Das kann man auch per SMS.“