Semino Rossi: Die Liebe, immer wieder die Liebe

Semino Rossi aus Argentinien ist derzeit der erfolgreichste deutschsprachige Schlagersänger.

Köln. Die Bühne hatte es Semino Rossi schon früh angetan: "Ich war fünf. Mein Bruder Daniel und sein Freund Hugo waren neun. Geprobt haben wir im Gartenhaus meiner Eltern. Daniel hatte ein Schlagzeug, das bestand aus Töpfen von Mama, und meine Gitarre war aus Holz und Fischgräten selbst gebastelt."

Später liebte der gebürtige Argentinier die Beatles, Elvis Presley und die Musik seiner Heimat: "Bei uns spielt Musik eine große Rolle. Sie ist überall - im Taxi, im Kaufhaus oder auf der Straße. Ohne Musik geht in Argentinien gar nichts!" Und ohne Semino Rossi läuft am deutschen Schlagerhimmel inzwischen auch nichts mehr. Mit zwei Millionen verkaufter Alben gilt er als derzeit erfolgreichster deutschsprachiger Schlagersänger.

Seine Stimme klingt wie Honig mit Schokoladenraspeln - ein weiches, goldenes Timbre und ein entzückender Akzent, der aus "deine" "daijne" macht und aus "nicht" ein "nickt". Wenn Semino Rossi Lieder wie "Lass´ meine Arme dein Zuhause sein" singt, die vollen Lippen kussdicht am Mikrofon, schmelzen Frauenherzen in Deutschland, in Österreich und der Schweiz dahin.

Der 46-Jährige übt sich in Bescheidenheit: "Ich habe angefangen als Straßensänger. Das war eine harte Schule für mich. Sie hat mich gelehrt, dankbar zu sein. Ohne diese Erfahrung könnte ich es heute nicht so genießen, vor 8000 Menschen zu singen, die nur auf mich warten. Immer wenn ich so ein Konzert habe, kommt die Erinnerung an früher, und ich sage: Danke, lieber Gott."

Dankbar ist Senor Rossi nicht nur Gott, sondern auch seiner Mutter Esther ("Dass ich so erfolgreich wurde, hat sie leider nicht mehr erlebt"), und seiner Ehefrau Gabi. Sie kannten sich schon, als er noch durch Hotelbars tingelte: "Ich habe damals zu ihr gesagt: ,Meine Zukunft kennt kein Mensch. Niemand weiß, ob ich Erfolg haben werde. Aber wenn du einverstanden bist, will ich es versuchen, zusammen mit dir’."

Seit seinem Durchbruch im ARD-"Musikantenstadl" 2005 muss Gabi damit leben, dass die meisten der vielen Menschen, die auf ihren Gatten warten, weiblich sind: "Das ist nicht immer einfach für sie. Aber wir haben Vertrauen. Man muss immer mit offenen Karten spielen. Sonst hat die Liebe keinen Wert."

Die Liebe, immer wieder die Liebe. Sie ist der rosarote Faden seiner Lieder. Einst wollte er klingen wie Demis Roussos oder Julio Iglesias. Inzwischen klingt Rossi wie goldener Honig und hat Enrico Caruso gecovert. Ständig über Sehnsucht und Herzklopfen zu singen, ist für den Mann mit den mokkafarbenen Persianer-Löckchen kein Problem.

"Ich bin ein total romantischer Mensch. Die Liebe ist ein Gefühl, das jeden Menschen auf der ganzen Welt bewegt, die Sprache der Liebe versteht jeder." Auch auf seiner aktuellen Tour wird er sie wieder sprechen. Doch mit "Einmal ja gesagt - für immer ja gesagt", wird er nur die eine meinen, die in Tirol auf ihn wartet: seine Gabi.