Hans-Werner Sinn: Mann der Vergleiche

Der Professor vergleicht die aktuelle Managerkritik mit der Judenverfolgung.

Hans-Werner Sinn ist noch nie vor klaren Worten zurückgeschreckt. Während andere Volkswirte mit konjunkturellen Daten und Analysen hantieren, wählt der Chef des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung am liebsten Bilder und Vergleiche, um den Menschen wirtschaftliche Zusammenhänge klar zu machen.

Währungsprognosen verglich der 60-Jährige einmal mit Würstchenrezepten, nannte den Abschwung so sicher wie das Amen in der Kirche oder warf den Deutschen vor, mehr Geld für Bananen auszugeben als für Aktien.

In zahlreichen Talkshows war der Professor mit dem grauen Bart wegen seiner klaren Sprache ein gern gesehener Gast. Mit einem Vergleich der aktuellen Managerkritik mit der Judenverfolgung ging Sinn aber eindeutig zu weit. In der Weltwirtschaftskrise von 1929 seien in Deutschland die Juden zu Sündenböcken gestempelt worden, heute seien es die Manager.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland sowie Vertreter von Kirchen und Parteien konnten diese Aussagen kaum fassen. Nach massiver Kritik entschuldigte er sich gestern und nahm die Äußerung zurück. Trotzdem hat Sinn seinen Ruf wohl ramponiert.