Gerd Silberbauer: Alt-68er mit Respekt vor Polizisten
Düsseldorf. Gerd Silberbauer löst den dienstältesten TV-Ermittler ab und wird neuer Chef der „Soko 5113“. Im WZ-Interview spricht der 55-jährige über seinen Einstieg in der ZDF-Serie.
Silberbauer: Von diesem Gedanken muss man sich freimachen. Wenn ich versuchen würde, in irgendwelche Fußstapfen zu treten, würde ich untergehen. Außerdem bin ich ein völlig anderer Typ, deswegen wurde ich ja auch besetzt.
Silberbauer: Bauer ist eher schillernd, vom Typ her mehr wie ein französischer Kommissar. Er ist ein routinierter, kauziger Haudegen, der seine Fälle analog löst, mit Verhören und Ermittlungen. Aber natürlich gibt es auch bei uns DNA-Analysen und Handyüberwachung. Die Serie ändert sich sehr, sie wird jünger. Wir haben schon Folgen mit viel Action, Autoverfolgungsjagden und Schießereien abgedreht, das gab es in der Serie bislang so nicht.
Silberbauer: Hauptsache, man ist gut vorbereitet, und das war ich. Ich habe beim Kriminaldauerdienst in München ein Praktikum gemacht, ich habe mit Leuten vom BKA gesprochen, mit dem Chef der Mordkommission und mit einem Profiler, der die schlimmsten Verbrechen an Frauen und Kindern sieht. Der hat mir Dinge erzählt, die kann man gar nicht weitererzählen. Ich bin nachts auf Streife mitgefahren, dabei hatten wir zwei Leichenfunde, das war schon hart. Mein Bild von der Polizei hat sich grundlegend geändert. Die Leute vom Kriminaldauerdienst ackern von abends um fünf bis morgens früh um fünf und leben hochgefährlich, die können jede Sekunde erschossen werden, sind schlecht bezahlt und werden von den Leuten auch noch beschimpft. Ich bin ja ein Spät-68er und war früher Juso-Vorsitzender, also eher linksliberal, aber ein Wort wie "Scheiß-Bulle" wird nie wieder über meine Lippen kommen.
Silberbauer: Die Serie ist bei Polizisten sehr beliebt, weil sie so realitätsnah ist. Aber man kann den Alltag eines Polizisten natürlich nicht eins zu eins abfilmen - wenn der eine Stunde lang Akten schreibt, ist das einfach langweilig. Unsere Dramaturgen sagen immer: Wirkung geht vor Logik, wir machen ja keine Dokumentation. Ich habe schon die ein oder andere Tür eingetreten, das macht kein Polizist.
Silberbauer: In Deutschland sind die Möglichkeiten, das zu spielen, was man unbedingt will, begrenzt. Ich muss überleben, ich muss die in München sehr teure Miete bezahlen und habe eine kleine Familie zu ernähren. Deshalb drehe ich vielleicht auch mal Filme, die eigentlich nicht so mein Ding sind. Außerdem spiele ich in den Drehpausen nach wie vor Theater.
Silberbauer: Wenn die Leute mich mögen, mache ich das drei Jahre, fünf Jahre oder auch länger. Ich will am Monatsende ein bisschen was auf dem Konto haben, Golf spielen, mit meiner Freundin und meinem Kind spazieren gehen und ab und zu eine schöne Theaterrolle spielen - dann bin ich glücklich.
ZDF, Mo. 18 Uhr: "Soko 5113"