Lehmann: Es gibt in der Wissenschaft viele Versuche, Erdbeben mittels sogenannter Vorläufer-Phänomene konkret vorherzusagen. Dazu zählen auch die sogenannten Ausgasungen, beispielsweise von Radon. Dazu zählen aber beispielsweise auch Beobachtungen von Grundwasserschwankungen. Bislang aber hat das alles noch nie zuverlässig funktioniert. Nach derzeit anerkanntem wissenschaftlichen Stand kann man seriös keine zeitlich konkrete Erdbebenvorhersage treffen.

Lehmann: Das ist richtig. Es gibt mehrere Erdbebenstationen etwa in China, die beispielsweise mit Gänsen arbeiten. Das Problem ist allerdings, man weiß nicht so richtig, warum und worauf die Tiere reagieren. Einem größeren Beben geht häufig eine leichte Rissfront vorher, das sogenannte micro-cracking. Man vermutet, dass die Tiere diese Rissfront möglicherweise spüren können. Aber auch das funktioniert nicht immer. Darüber hinaus wäre mit dieser Methode, wenn sie denn wissenschaftlich funktionieren würde, nur eine Vorwarnzeit von einigen Minuten, bestenfalls wenigen Stunden möglich.

Lehmann: Aus den Aufzeichnungen über Erdbeben kann man selbstverständlich Rückschlüsse ziehen. Diese führen allerdings nur zu einer statistischen Wahrscheinlich - bezogen auf einen längeren Zeitraum von mehreren Jahren. Diese daraus abgeleiteten Wahrscheinlichkeiten sind auch gut geeignet beispielsweise für allgemeine Gefährdungsabschätzungen. Zu konkreten Warnungen vor Erdbeben sind sie leider nicht geeignet.