Shell: Keine größeren Umweltschäden durch Ölleck
London (dpa) - Der britisch-niederländische Konzern Shell geht davon aus, das Leck an seiner Ölplattform in der Nordsee ohne größere Umweltschäden schließen zu können.
Unabhängige Gutachten, die auch den Einfluss auf die Vogelwelt der Region analysieren, hätten keine signifikanten Beeinträchtigungen ergeben, teilte Shell am Donnerstag in London mit. Auch der deutsche Experte Carlo van Bernem vom Institut für Küstenforschung am Helmholtz-Zentrum in Geesthacht sagte: „Die Menge ist angesichts der Weite des Gebietes nicht besonders nennenswert.“
Shell räumte am Donnerstag auch ein, aus dem Leck könnten im schlimmsten Fall weitere 660 Tonnen Öl ausfließen - mehr als dreimal so viel wie bereits geschehen, wie ein Sprecher sagte. Seit Bekanntwerden der undichten Stelle am Mittwoch vergangener Woche sind Shell zufolge mehr als 200 Tonnen Öl in die Nordsee gelangt. Es gebe aber „gute Fortschritte“ bei der Bekämpfung. Man sei sich inzwischen über die technische Vorgehensweise zur Schließung eines Entlastungsventils im Klaren.
Der Beauftragte der britischen Regierung, Hugh Shaw, sagte am Donnerstag im BBC-Hörfunk, er habe Shell grünes Licht für die geplante Vorgehensweise gegeben. Nach Shaws Worten, sollen auch Betongewichte eingesetzt werden, um eine an die Oberfläche geratene Ölleitung unter Wasser zu halten. „Ich möchte nicht sehen, dass weitere Teile der Leitung an die Oberfläche kommen“, sagte Shaw. Er räumte ein, dass noch nicht alle Ursachen des Lecks geklärt sind. „Wir haben es mit einigen Unbekannten zu tun.“
Das Öl tritt aus einer Pipeline unterhalb der Plattform aus. Da die Leitung gesichert ist, sei die Menge an Öl darin begrenzt. Nach Konzernangaben ist es allerdings unter anderem wegen mehrerer übereinandergelagerter Rohre schwierig, festzustellen, wie viel Öl tatsächlich noch dort liegt.
Umweltschützer betonten in den vergangenen Tagen immer wieder, jegliches austretendes Öl richte Schaden an der Natur an, unabhängig von der Menge. Der Fall soll der schlimmste seiner Art in der Region seit zehn Jahren sein. Meeresforscher van Bernem erklärte, das Rohöl werde bei dem vor Schottland üblichen starken Wellengang und den relativ warmen Temperaturen schnell zerschlagen. Allerdings seien auch viele Abbauprodukte des Öl gefährlich für Fisch- und Planktonbestände.
Man arbeite mit Tauchern und Robotern daran, das Leck zu schließen, hieß es am Donnerstag von Shell. Täglich fließe derzeit weniger als ein Barrel Öl (159 Liter) aus. Sowohl der Konzern als auch die britischen Behörden hatten am Vortag erneut betont, der nach dem Unglück entstandene Ölteppich werde vermutlich nicht die Küste erreichen und sich auflösen.
Shell hatte erst am Wochenende über das Leck an der Plattform „Gannet Alpha“ rund 180 Kilometer vor der Küste Schottlands bei Aberdeen informiert. Umweltschützer kritisierten das.