Sieben Tote in Deutschland durch Orkantief "Xynthia"
Hamburg (dpa). Trauer um die Toten, Aufräumen nach der Katastrophe: Das Orkantief „Xynthia“ hat in Deutschlandmittlerweile sieben Todesopfer gefordert. Die meisten wurden von Bäumen erschlagen, die durch gewaltige Orkanböen abgeknickt waren.
Eine 30 Jahre alte Frau aus dem südpfälzischen Landau erlag am Montag ihren schweren Verletzungen, die sich am Sonntag durch ein umstürzendes Eisentor zugezogen hatte. In Niedersachsen wurde ein 46 Jahre alter Mann bei Bückeburg mitseinem Auto von der Fahrbahn geweht. Er krachte gegen einen Baum undstarb an der Unfallstelle, teilte die Polizei am Montagmorgen mit.
Imsüdhessischen Biblis wurde ein Zweijähriger vermutlich in einen Flussgeweht, wo er ertrank. Im Schwarzwald kam ein 74-jähriger Autofahrerums Leben, bei Wiesbaden ein 69 Jahre alter Wanderer. In Nordrhein-Westfalen starben eine Joggerin und eine Autofahrerin.
Gemessen an der Zahl der Opfer war „Xynthia“ ein schlimmerer Orkan als „Kyrill“ (2007) mit 47 Toten und „Lothar“ (1999) mit 50 Toten. Der Wetterdienst Meteomedia registrierte Windspitzen bis 180 Kilometer pro Stunde. Dieser Wert wurde auf dem Brocken gemessen.
Für Schätzungen der Schadenshöhe sei es noch zu früh, teilte die Versicherung Münchner Rück mit.Am schlimmsten wütete der Sturm in Rheinland-Pfalz, Nordrhein- Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Dort wurden selbst im Flachland bis 133 Stundenkilometer schnelle Böen gemessen. „Xynthia“ hatte in der Nacht deutlich an Kraft verloren und zog am Montag nach Osten ab. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte nur noch vor Orkanböen auf dem Brocken.
In einigen Regionen Deutschlands, darunter ganz Nordrhein- Westfalen und Saarland, war der Zugverkehr am Sonntag komplett eingestellt worden. Bahnmitarbeiter hatten in der Nacht die verwüsteten Gleise wieder freigeräumt. Langsam löste sich der Stau gestrandeter Züge am Montagmorgen auf. Bis zum frühen Nachmittag sollten Fernzüge wieder planmäßig fahren, sagte ein Bahnsprecher in Berlin. Dafür mussten viele Züge, die in der Sturmnacht gestoppt worden waren, erst an die für ihre Linie vorgesehenen Standorte gebracht werden.
Im Regionalverkehr gab es in besonders von Sturmschäden betroffenen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und Hessen noch einzelne gesperrte Strecken.Die Deutsche Bahn AG verteidigte ihre Strategie Sicherheit vor Pünktlichkeit. „Die Sicherheit unserer Passagiere und Mitarbeiter hatte zu jedem Zeitpunkt höchste Priorität“, sagte ein Sprecher am Montag.
Auch auf dem Frankfurter Flughafen gab es am Montag noch Verspätungen. In den Morgenstunden wurden 15 Flüge gestrichen, teilte eine Sprecherin des Flughafenbetreibers Fraport mit. Die Passagiere sollten sich auf Verspätungen von bis zu zwei Stunden einstellen. „Wir hoffen aber, dass sich die Lage im Verlauf des Tages entspannt“, sagte die Sprecherin.
Am Sonntag waren auf dem Rhein-Main-Airport etwa 250 von 1270 Starts und Landungen gestrichen worden.Die meisten größeren Straßen waren bundesweit am Montag wieder befahrbar. In Rheinland-Pfalz blieb die Bundesstraße 327 im Hunsrück zwischen Hinzerath und Hochscheid wegen umgefallener Bäume gesperrt. Auch im Kreis Trier-Saarburg waren noch Straßen dicht: „Es ist eine Menge Holz, die da weggemacht werden muss“, sagte der Sprecher der Kreisverwaltung, Thomas Müller. S
tromausfälle gab es noch in elf Ortschaften der Region Trier. Wie der Sprecher der RWE Rheinland Westfalen Netz AG, Rolf Lorig, in Trier mitteilte, sollte die Versorgung im Laufe des Vormittags über Notstromaggregate wieder hergestellt werden.
In Nordrhein-Westfalen war die Polizei zwischen Sonntag, 13.00 Uhr und Montag, 5.00 Uhr zu 5400 Sturmeinsätzen gerufen. „Die Meldungen liefen fast im Minutentakt ein“, berichtete die Beamten. Auch die Feuerwehren hatten alle Hände voll zu tun. In den Sturmregionen drohte weiter die Gefahr umstürzender Bäume.Neben kubikmeterweise Holz, das Straßen und Wege versperrte, mussten demolierte Autos, herausgerissene Verkehrsschilder und herabgestürzte Ziegel weggeschafft werden.
Der Sturm hatte auch Bahn- Oberleitungen heruntergerissen und Dächer abgedeckt. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, flog durch die Luft: Baustellen-Ampeln, Gerüstteile oder mobile Toilettenhäuschen.Freuen durften sich die Schüler im osthessischen Hünfeld. Dort gab es am Montag unterrichtsfrei, weil der Sturm eine Realschule und ein Gymnasium stark beschädigt hatte. Wegen der starken Regenfälle, die „Xynthia“ mitbrachte, steigen nun auch die Pegel der Flüsse weiter an - vielerorts droht Hochwasser.
Bahnreisende können sich bei einer Service-Hotline über aktuelle Störungen informieren:
0800-0996633
Bahn-Infos im Internet: www.bahn.de/aktuell