„Sir Rolf“ — dem Adel verpflichtet
Rolf Seelmann-Eggebert ist Deutschlands bekanntester Hofberichterstatter — und fast so britisch wie eine Tasse Tee.
Düsseldorf. Lästerzungen nennen ihn „Durchlauchterhitzer“, Freunde dürfen „Sir Rolf“ sagen, er selber tituliert sich schon mal als „Königsfritze“: Rolf Seelmann-Eggebert ist Deutschlands populärster Adelsexperte — er plauderte mit Prinz Charles, Königin Silvia oder König Juan Carlos, er aß bei Gartenpartys im Buckingham Palace delikate Gurkensandwiches und sah die Queen weinen, als ihre geliebte Yacht „Britannia“ ausgemustert wurde. Morgen wird der Hofberichterstatter der Nation 75 Jahre alt.
Seelmann-Eggebert kam 1937 in Berlin als Spross eines Rechtsanwalts zur Welt — ganz ohne adelige Verwandtschaft. Er sei im Übrigen keineswegs Monarchist, betont der stets tadellos gekleidete Journalist mit dem vornehmen Lächeln. Seelmann-Eggebert drehte etliche Dokumentationen und kommentierte zahllose Live-Übertragungen. Millionen Zuschauer sind dabei, wenn er fachkundig von Ereignissen wie der Hochzeit von William und Kate berichtet.
Der emotionalste Augenblick seiner Karriere als Adelsexperte sei die Beisetzung von Diana gewesen, erzählt der Mann, der so britisch wirkt wie eine Tasse Earl Grey-Tee: „Das ging mir selbst auch an die Nieren.“ Eine der wenigen Abfuhren kassierte er, als er ein Interview mit dem Tenno führen wollte: „It’s a no, Sir“, beschied ihm ein Sprecher des japanischen Kaisers brüsk. Größter Fauxpas: Als er dem belgischen König Baudouin und dessen Frau Fabiola vorgestellt wurde, gab er zuerst der Königin die Hand — laut Etikette wäre umgekehrt richtig gewesen.
Seine Achillesferse sind Brautkleider: Er könne eine perlenübersäte Traumrobe nicht von einem schlichten Entwurf unterscheiden, gesteht er. Dabei scherzte der einstige ARD-Programmdirektor Günter Struve doch bekanntlich: „Für mich gilt eine Ehe gar nicht als ordentlich geschlossen, wenn Rolf Seelmann-Eggebert nicht dabei war.“
Dass die Königshäuser volksnäher geworden sind, habe den Umgang mit den Majestäten erleichtert, erzählt der Experte in Adelsdingen: „Früher war es bisweilen schon mal ärgerlich: Wenn bei einem Bankett etwa der gastgebende König keinen Appetit mehr hatte und das Besteck hinknallte, musste man selbst auch das Essen einstellen und es wurde abgetragen. Das alles gibt es nicht mehr. Die Häuser legen keinen Wert darauf, dass man im Gehrock erscheint.“
Bis zum Stammgast an Fürstenhäusern war es ein weiter Weg für Seelmann-Eggebert, der schon als Gymnasiast in Hannover beim Radio seine Journalistenlaufbahn begann, Soziologie und Ethnologie studierte und später als ARD-Korrespondent nach Afrika ging. Zum Fachmann für gekrönte Häupter wurde er erst als ARD-Korrespondent in London ab 1978.
Er hatte über Ereignisse wie die Hochzeit von Prinz Charles und Lady Diana zu berichten, das Thema gefiel ihm, und er blieb ihm für den Rest seiner Karriere treu. Unter anderem war Seelmann-Eggebert später Programmdirektor des NDR — in seine Verantwortung fiel die legendäre vertauschte TV-Neujahrsansprache des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl an Silvester 1986. Als passionierter Geiger und Klassikfan sorgte er zudem dafür, dass das Londoner Kultkonzert „Last Night of the Proms“ seit Jahren auch im deutschen Fernsehen zu sehen ist.
Seelmann-Eggebert, der drei Kinder hat und in Hamburg lebt, erhielt für seine Arbeit den Orden „Commander of the British Empire“ und das Bundesverdienstkreuz. Er ist zwar pensioniert, doch abgedankt hat er nicht: „Sir Rolf“ dreht auch weiterhin Beiträge über die Königshäuser Europas.