Smog Alarm in Paris: Zu Fuß in der Stadt der Liebe

In Paris hatte am Montag vor allem die Polizei das Sagen. Sie überwachte das Fahrverbot für Autos — in relativ frischer Luft.

600 Polizisten an 60 Kontrollpunkten überwachten am Montag in Paris das teilweise Fahrverbot.

Foto: dpa

Paris. Der Eiffelturm und die Basilika Sacré Coeur in grau-gelbem Schleier, Radfahrer mit Atemschutzmasken und Eltern, die ihre Kinder nicht draußen spielen lassen: Wer in den vergangenen Tagen die französische Hauptstadt besuchte, fühlte sich teilweise an düstere Bilder aus Smog-Metropolen wie Peking oder Neu Delhi erinnert. Wegen der hohen Feinstaubbelastung verfügte die französische Regierung jetzt Fahrverbote. Zum ersten Mal seit 1997 und erst zum zweiten Mal überhaupt.

Gestern traf der drastische Schritt alle Fahrzeughalter mit einer geraden Endzahl auf dem Kennzeichen. Wer beispielsweise die Zahlen-Buchstaben-Kombination „BC 326 CL“ hat, durfte seinen Wagen im Großraum Paris nicht nutzen, der Besitzer des Fahrzeugs „BC 327 CL“ hatte dagegen Glück. Bei einem Fahrverbot von mehreren Tagen sollten die Fahrzeuge wechseln — nötig ist dies wohl aber nicht.

„Jeder Tag mit erhöhter Luftverschmutzung verstärkt die Risiken“, rechtfertigte Gesundheitsministerin Marisol Touraine die Entscheidung. Ihren Angaben zufolge haben Krankenhausärzte im Großraum Paris seit Freitag deutlich mehr Patienten mit Atemproblemen behandelt. Rückendeckung haben die Behörden von der Weltgesundheitsorganisation WHO. Sie stufte Luftverschmutzung und speziell Feinstaub im Herbst offiziell als krebserregend ein.

Dennoch sind die Fahrverbote umstritten. Der Autoclub ACA sprach von einer „überstürzten“ Maßnahme. Wissenschaftler äußerten sich kritisch und verwiesen darauf, dass Zigarettenkonsum um den Faktor eine Million gefährlicher sei. „Das ist blinder Aktionismus“, schimpften gestern zwei Pariser Handwerker.

Immerhin konnten die Pariser umsonst zur Arbeit fahren: Bereits am Freitag hatten die Behörden für den öffentlichen Nahverkehr die Ticketpflicht aufgehoben. Zudem können städtische Fahrräder und Elektroautos kostenlos genutzt werden. Allein die freie Fahrt mit Bus und Bahnen kostet vier Millionen Euro pro Tag.

Das können die Bußgelder gegen Fahrverbot-Sünder schwerlich wettmachen. 600 Polizisten überwachten die Einhaltung des Teil-Fahrverbots und schrieben Bußgelbescheide. An 60 Kontrollpunkten wurden 4000 Fahrer erwischt. Bei einem Verwarngeld von 22 Euro kamen dabei nicht einmal 90 000 Euro zusammen. Freuen konnten sich hingegen Mitfahrzentralen. Sie verbuchten regen Zulauf, weil für Autos mit mindestens drei Insassen ein Sondergenehmigung gilt.

Für diejenigen, die gestern fahren durften, herrschten auf den Pariser Straßen vergleichsweise ruhige Zustände. Die Verkehrsaufsicht registrierte nur halb so viele Staus wie an normalen Montagen.